×

Boom und Bayern: Die Bundesliga auf Expansionskurs

Der Bundesliga-Boom ist grösser als die Spannung an der Spitze der Weltmeister-Liga. Die Bayern bleiben das Nonplusultra. Für den Rekordmeister gilt: Die Liga ist nicht genug. Das Spektakel kennt keine Grenzen mehr.

Südostschweiz
22.08.14 - 02:00 Uhr

Von Sven Schoch

Fussball. – Die DFB-Zentrale ist in Frankfurt am Main domiziliert, aber das Herz des Weltmeisters pocht in München. Die Hauptfiguren von Rio bilden auch das Rückgrat des FC Bayern. Pep Guardiola darf seine Ideen unter paradiesischen Bedingungen entwerfen. Der von Dortmund abgeworbene Bundesliga-Topskorer Robert Lewandowski wird das offensive Spektrum um eine Dimension erweitern. Weil auch die zweite Garnitur der Superstar-Auswahl mehr Klasse vorzuweisen hat als drei Viertel des übrigen Bundesliga-Tableaus, zeichnet sich ein drittes Meisterschafts-Solo in Folge ab. Angesichts der unvorstellbaren Kader-Breite sollte selbst die aktuelle Verletzungswelle keine Panik auslösen: Nach Martinez (Kreuzbandriss) und Thiago (Knie) fällt in der Startphase nun auch noch Schweinsteiger wegen seiner erneut entzündeten Patellasehne aus.

Das ewige Duell mit Dortmund

Den Ton geben die Rekord- und Trophäenjäger der letzten Saison sowieso an. Sie bestimmen in der 52. Bundesliga-Saison die Agenda in Deutschland. Karl-Heinz Rummenigge hat ungefragt, aber mit bittersüssem Kalkül brisante Vertragsmodalitäten des BVB-Superstars Marco Reus in Umlauf gebracht. Im «Pott» kam die Einmischung gar nicht gut an. Sportdirektor Michael Zorc empfahl Rummenigge, «einfach mal den Mund zu halten». Im Online-Zeitalter folgte die Replik von Amtskollege Matthias Sammer umgehend: «Wir lassen uns von niemandem den Mund verbieten.»

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verlängerte das «Gerangel der Uncoolen» («Süddeutsche») um eine Trotzreaktion – er meldete sich letzte Woche vom traditionellen Essen mit den Bayern vor dem Supercup ab. Der verbale Schlagabtausch jener Vereine, die das Tagesgeschäft im kleinen exquisiten Kreis prägen, steht für das Muskelspiel jener mächtigen Klubs, deren Strahlkraft nicht an der Landesgrenze endet.

Bayern-Niederlassung in New York

In der «Money League» ist der FCB im eigenen Land konkurrenzlos. Der Branchenprimus setzte im letzten Geschäftsjahr über 430 Millionen Euro um – rund 170 Millionen mehr als der Herausforderer aus Dortmund. Im globalen Vergleich wird der deutsche Umsatzriese nur von Real und Barça übertroffen. Das Ranking der Eigenkapitalisierung führen die Bayern dank der imposanten Summe von 287 Millionen unangefochten an.

Einen Teil ihres Reichtums häuften die Münchner dank ihrer jüngsten Konstanz in der Champions League an. In den vergangenen fünf Jahren stiess der 24-fache Meister dreimal ins Endspiel vor und erwirtschaftete Erträge in dreistelliger Millionenhöhe. Die Liga ist längst nicht mehr die wichtigste Spielwiese. Der FC Bayern erschliesst inzwischen neue Märkte. Vor wenigen Wochen eröffnete er in Manhattan an der Lexington Avenue eine US-Filiale. Mit gutem Grund: Ab 2015 und vorerst bis 2020 überträgt der TV-Sender «Fox Sports» das Bundesliga-Spektakel live. Der FCB hat sich im womöglich lukrativen Merchandising-Umfeld schon einmal vorzüglich positioniert. Den cleveren Schachzug hat womöglich Uli Hoeness orchestriert. Der Patron ausser Dienst sitzt wegen seines Steuerbetrugs im Gefängnis, seine engsten Verbündeten im Verwaltungsrat handeln aber wohl primär in seinem Sinn.

Und dann gibts noch Paderborn …

Am unteren Ende der Finanzskala steht der westfälische Zwerg Paderborn. Der 53. Debütant der Liga muss mit knapp 15 Millionen Euro Budget auskommen. Die Trainer-Crew um André Breitenreiter heckt ihren Masterplan im ehemaligen Zimmer des Abwarts einer benachbarten Turnhalle aus. Das Trainingsmaterial lagert in einer Tiefgarage.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR