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An Boni-Exzessen sind die Kinder schuld

Erstaunliches hat sich am Donnerstag im Ständerat zugetragen. Die kleine Kammer ergänzte den indirekten Gegenvorschlag zur Abzocker-Initiative mit einer Boni-Steuer.

Südostschweiz
19.12.10 - 01:00 Uhr

Von Simon Fischer

Unternehmen sollen jene Löhne versteuern, welche die Grenze von drei Millionen Franken sprengen. Das wiederum bedingt, dass solche Spitzensaläre offengelegt werden. Erstaunlich ist der Entscheid deshalb, weil es der Wirtschaftslobby bislang gelungen war, sämtliche Massnahmen gegen Boni-Exzesse abzuschmettern.Doch mittlerweile hat der Wind gedreht, die gängigen Argumente gegen die Offenlegung von Spitzenlöhnen werden seit einiger Zeit immerhin hinterfragt. Das scheint auch dem Zuger FDP-Ständerat Rolf Schweiger nicht entgangen zu sein. Er hat während der Debatte vom Donnerstag nämlich ein ganz neues Argument aus dem Hut gezaubert. «Ich weiss aus einer ganz persönlichen Optik heraus, was es bedeutet, wenn bekannt ist, was jemand genau verdient», erklärte er seinen gespannt lauschenden Ratskollegen. Als seine Kinder noch in der Schule gewesen seien, habe er sich stets strikte geweigert, der Presse zu sagen, was er verdiene und was er für ein Vermögen habe. «Und zwar aus dem ganz einfachen Grund, dass ich nicht wollte, dass meine Kinder wissen, wie viel ich verdiene.» Denn es wäre schwierig gewesen, Sparsamkeit zu predigen, wenn die Kinder gewusst hätten, dass er so und so viel verdiene. «Auch das müssen Sie beachten», schloss Schweiger mit ernster Miene.Da hat er natürlich irgendwie recht. Und die Schlussfolgerung daraus ist einfach: Spitzenlöhne müssen aus pädagogischen Gründen geheim bleiben. Oder aber man dreht den Spiess einfach um und fordert, dass gutbetuchte Manager keine Kinder mehr in die Welt setzen dürfen. Auch das müssen Sie beachten, Herr Schweiger.

Simon Fischer ist Bundeshausredaktor der «Südostschweiz».

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