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Berner bekunden leises Interesse an BDP-Präsidium

Die Nachfolge von Hans Grunder als BDP-Präsident gibt parteiintern zu reden. Würde der Glarner Martin Landolt gewählt, gäbe es keine Berner mehr in der Parteispitze.

Südostschweiz
06.03.12 - 01:00 Uhr

Von Sermîn Faki

Bern. – Martin Landolt könnte Konkurrenz bekommen. Der Glarner Nationalrat gilt als Kronfavorit, wenn Hans Grunder im Mai als BDP-Präsident zurücktritt (Ausgabe von gestern). Doch auch Berner Bewerbungen sind nicht ausgeschlossen. So winken beispielsweise weder Ständerat Werner Luginbühl noch Neu-Nationalrat Lorenz Hess ganz ab. Hess sagt zwar «tendenziell Nein», würde aber mit sich reden lassen. «Mein Handicap ist, dass ich auf nationaler Bühne noch wenig Erfahrung habe», erklärt er seine Zweifel. «Matchentscheidend» sei Erfahrung allein aber nicht, wie er zugibt.

Der erfahrene Luginbühl will eine Kandidatur ebenfalls nicht völlig ausschliessen. «Allerdings müsste ich alle anderen Tätigkeiten entsprechend anpassen», sagt er. So wisse er nicht, ob sein Arbeitgeber, die Mobiliar Versicherung, einverstanden wäre, wenn er ein so zeitraubendes Amt übernehme.

Bern ist die wichtigste Sektion

Ein Grund dafür, dass sich weder Hess noch Lorenz aus dem Rennen nehmen, dürfte eine regionalpolitische Überlegung sein: Bei einer Wahl Landolts wäre die BDP-Spitze Bern-frei – sowohl der Parteipräsident als auch Fraktionschef Hansjörg Hassler und Bundesrätin Eveline WidmerSchlumpf kämen aus dem Südosten des Landes. Dabei ist die Berner Kantonalpartei die wohl wichtigste Sektion der BDP. Die Keimzelle der Kleinpartei stellt 2700 von 6500 Mitgliedern der BDP Schweiz – 41 Prozent. Bei den Wahlen im Oktober brachte sie auch etwa 40 Prozent aller Stimmen. Auf fünf der zehn BDP-Stühle im Bundeshaus sitzen Berner.

Die Partei weiss um die Wichtigkeit der Berner. Daher galt bis anhin auch das ungeschriebene Gesetz, dass sich Berner und Bündner, die ebenfalls etwas über 2500 Mitglieder haben, Partei- und Fraktionsspitze teilen. Konkret: Weil der Berner Grunder die Partei führte, lag das Fraktionspräsidium in Bündner Hand.

Diese Abmachung würde mit Landolts Wahl gebrochen. Deshalb könnte es gut sein, dass sich doch noch ein Berner findet, der die BDP führen will, glaubt Luginbühl. «Eine Prestige-Frage werden wir daraus aber nicht machen.» Dies, zumal Landolt persönlich in der Fraktion nicht umstritten ist – und die Personaldecke in der BDP dünn ist.

Kein Problem mit Landolt

Landolt sei fähig und habe durchaus präsidiale Qualitäten, findet die Berner Nationalrätin Ursula Haller. Sie glaube auch nicht, dass er Klientelpolitik für seinen Kanton machen würde. «Aber wenn, würden wir ihn schnell zurückpfeifen», sagt sie.

Auch Heinz Siegenthaler, Präsident der BDP Bern, hätte kein Problem mit Landolt. «Glarus gehört auch zu den Gründerkantonen», sagt er. «Ausserdem werden die Delegierten, die die Entscheide treffen, nach der Anzahl Mitglieder und der Anzahl Parlamentssitze bestellt. Hier liegt Bern vorn.»

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