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Benedikt XVI. – der älteste Papst seit über 100 Jahren

Trotz seines hohen Alters gehe es Benedikt XVI. gut, musste der Vatikan kürzlich versichern. Denn in letzter Zeit wird vermehrt über die Gesundheit des Kirchenoberhaupts spekuliert.

Südostschweiz
16.04.12 - 02:00 Uhr

Von Dominik Straub

Rom. – Mit seinen 85 Lenzen ist Benedikt XVI. der älteste Papst seit 109 Jahren: Man muss bis zu Papst Leo XIII. zurückgehen, um einen Pontifex zu finden, der älter geworden ist. Der «Arbeiterpapst», der von 1878 bis 1903 auf dem Stuhl Petri sass, starb 93-jährig. Joseph Ratzinger war bereits bei seiner Wahl zum Papst vor sieben Jahren überdurchschnittlich alt: Er trat sein Amt als 78-Jähriger an; das durchschnittliche Wahlalter der Päpste liegt bei 65 Jahren.

Angesichts seines hohen Alters verwundert es nicht, dass in den Medien immer wieder über Benedikts Gesundheit spekuliert wird. Das letzte Mal im März anlässlich seiner Reise nach Mexiko und Kuba: Es wurde die Frage aufgeworfen, ob dem betagten Pontifex eine so strapaziöse Reise mit 14 Stunden Zeitverschiebung überhaupt noch zugemutet werden könne. Tatsächlich wirkte das Oberhaupt der Römisch-katholischen Kirche nach der Rückkehr stark ermüdet. Auch dass sich der Papst in letzter Zeit oft auf einem Wägelchen herumschieben lässt, wird als Zeichen zunehmender Gebrechlichkeit gedeutet.

«Er hat jetzt ein gewisses Alter …»

Fest steht, dass Joseph Ratzingers jüngerer Bruder Georg schon wenige Tage nach Benedikts Wahl von dessen «nicht ganz so stabilen Gesundheit» geredet hatte. Und auch wenn es nie offiziell bestätigt wurde: Es ist in Rom ein offenes Geheimnis, dass Ratzinger schon als Kardinal zwei kleinere Schlaganfälle erlitten hat. Anlässlich der Mexiko- und Kubareise versicherte Vatikansprecher Padre Federico Lombardi jedoch, dass es dem Papst gut gehe. «Er hat jetzt ein gewisses Alter, aber er wickelt seine Aufgaben und sein Programm äusserst pünktlich und effektiv ab», sagte Lombardi.

An Rücktritt denkt er nicht

Auch über einen möglichen Rücktritt Benedikts ist schon spekuliert worden. Am letzten Konsistorium, der Vollversammlung der Kardinäle mit den alten und den 22 neuen Würdenträgern, im Februar hat der Papst angeblich gleich mehrfach versichert, dass er nicht daran denke, vorzeitig abzutreten. Benedikt habe vielmehr an seinen Vorgänger Johannes Paul II. erinnert, der trotz schwerer Krankheit ebenfalls nicht zurückgetreten sei, hiess es im Vatikan. Karol Wojtyla pflegte jeweils zu sagen, Jesus sei ja auch nicht vom Kreuz gestiegen.

Europäer wieder mit mehr Gewicht

Seit dem Konsistorium – dem vierten Benedikts XVI. – übersteigt die Zahl der Kardinäle, die er selber ernannt hat, jene, die noch von Johannes Paul II. ernannt worden waren. Derzeit gibt es 212 Kardinäle, von denen 124 weniger als 80-jährig sind und damit bei einem Konklave wahlberechtigt wären (beim Konklave von 2005 waren es, Joseph Ratzinger eingeschlossen, 117). Die Soll-Zahl beträgt 120 wahlberechtigte Purpurträger.

Unter Benedikt haben sich die Gewichte im Kardinalskollegium wieder zugunsten der Europäer – und insbesondere der Italiener – verschoben: Stammten beim letzten Konklave 58 wahlberechtigte Kardinäle aus Europa, wären es nun 67; die Zahl der Italiener stieg von 20 auf 30. Auch die Zahl der US-Kardinäle, der zweitstärksten Fraktion, hat leicht zugenommen (von elf auf zwölf). Die Chance, dass beim nächsten Konklave erstmals ein farbiger oder asiatischer Papst gewählt wird, sind damit nicht grösser geworden. Sicher ist, dass die erstarkten Italiener nach den zwei «Ausländern» Wojtyla und Ratzinger wieder einen der Ihren auf dem Heiligen Stuhl sehen möchten.

Die kleine, zur Hälfte ketzerische (protestantische) Schweiz hat übrigens vier Kardinäle. Zwei von ihnen, Kurt Koch und Henri Schwery, sind wahlberechtigt. Bei Benedikts Wahl gab es nur drei Schweizer Kardinäle, wovon einer wahlberechtigt war.

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