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Bei Hanspeter Danuser gibt es das Wort «Langeweile» nicht

Was macht eigentlich Hanspeter Danuser? Einiges. Der frühere St. Moritzer Kurdirektor betätigt sich als Berater und verfolgt mehrere Projekte gleichzeitig. Kurzum: Er ist nicht zu bremsen. Auch privat nicht: Im März will er heiraten.

Südostschweiz
12.08.10 - 02:00 Uhr

Von Dario Morandi

St. Moritz. – «HPD», wie man ihn im Oberengadin nennt, ist erst vor wenigen Tagen aus Schanghai zurückgekehrt. Dort hat Hanspeter Danuser an der Weltausstellung die touristische Werbetrommel für die Schweiz und einen Schokoladenhersteller gerührt. Aber «rühren», das ist in diesem Fall wohl das falsche Wort. Der 62-jährige Vollblut-Touristiker, der 30 Jahre lang als Kurdirektor für das St. Moritzer «Champagner-Klima» zuständig war, hat die Schönheiten der Eidgenossenschaft gewissermassen rausgepustet: Durch sein Alphorn, mit dem er zu Werbezwecken seit Jahrzehnten durch die Welt tourt.

Alphornklänge im Flugzeug

«In zehn Tagen haben wir an verschieden Orten 25 Konzerte gegeben, so auch im Schweizer Pavillon», erzählt er. Zuvor wabberten sogar beim Hinflug schaurig-schöne Alphornklänge durch die Flugzeugkabine. Mit dabei beim Konzert in luftigen Höhen war neben Danusers Freunden vom Engadiner Alphorn-Club auch der Bariton Claudio «The Voice» Danuser. Der hat an Bord dann gleich noch die urhelvetische Schmonzette «Luegid vu Berg und Tal» intoniert. «Die Passagiere waren allesamt begeistert», erzählt Danuser lachend.Und genau das bestätigt ihn in seiner bisherigen Haltung: Touristische Werbung müsse im Zeitalter der Globalisierung und der damit verbundenen Oberflächlichkeit von Emotionen und Authentizität geprägt sein, so Danuser. «Man muss Musik machen und Geschichten erzählen können.» Nur so komme die Botschaft bei den Menschen an. Das Alphorn sei dafür ein ideales Instrument.

Noch immer voller Tatendrang

Das Wort «Langeweile» existiert in Danusers Vokabular nicht. Der Mann, der eigentlich gelassen seinem Ruhestand entgegendämmern könnte, steckt voller Tatendrang. Ein Beratermandat bei der Deutschen Bank und seine beiden touristischen Consultingfirmen halten den umtriebigen Kurdirektor a. D. dauernd auf Trab. Danusers Rat und Erfahrungsschatz sind nach wie vor gefragt. Zwar nicht mehr in St. Moritz, wo man ihn als Markenbotschafter ebenso abserviert hat. Dafür weiss inzwischen die Destination Davos-Klosters seine Dienste zu schätzen. «Alles läuft bestens, ich bin sehr zufrieden», sagt Danuser und strahlt über das ganze Gesicht, genau so wie das St. Moritzer Sonnen-Logo auf alten Plakaten. So sieht kein frustrierter Mann aus, es gibt eben auch ein Leben nach St. Moritz.Auch privat läufts prächtig: Im März nächsten Jahres ehelicht er seine Lebensgefährtin Amelie-Claire von Platen. Die Fete steigt im Hochgebirge, auf der Diavolezza bei Pontresina, dort, wo Danuser seine künftige Gattin vor fünf Jahren kennen und lieben gelernt hat. «Wir werden bei Vollmond Ski fahren und tüchtig feiern», verrät er. Danach wird in den USA drei Monate lang geflittert.

Die Sonne auf dem Siegelring

Mit dem touristischen St. Moritz und dessen Exponenten will Danuser längst auf Distanz gegangen sein. «Damit habe ich abgeschlossen», sagt er. Aber man nimmt ihm das nicht so ganz ab. Von seinem Siegelring lacht jedenfalls noch immer die St. Moritzer Sonne, und während des Gesprächs schimmert es manchmal durch: die Liebe zum Engadin und dass er tief in seinem Herzen noch immer «Mister St. Moritz» ist.Während seiner Laufbahn hat Danuser erfolgreiche Marken wie «St. Moritz», «Top of the World» und «Glacier-Express» lanciert. Gerade der geschützte Markenname «St. Moritz» spült jedes Jahr ordentlich viel Geld aus Lizenzgebühren in die Kassen der Touristiker. Darauf ist Danuser heute noch stolz. Und auch, dass aus dem zunächst belächelten Projekt namens Glacier-Express eine Erfolgsgeschichte geworden ist. Pro Jahr wird auf der Vorzeige-Strecke St. Moritz-Zermatt rund eine eine halbe Million Touristen befördert. Dafür wird er im Ausland bewundert und als eine Art touristische Ikone von Vortrag zu Vortrag weitergereicht. Diese Wertschätzung wird ihm im Oberengadin aufgrund von persönlichen Animositäten vorenthalten. Damit muss der grosse alte Mann des Bündner Tourismus leben. Leider.

Radio-Grischa-Redaktor Nino Gadient hat mit der Kunsthistorikerin Cordula Seger in St. Moritz Hotel- und Zweitwohnungs- bauten unter die Lupe genommen. Sein Bericht ist heute zwischen 17 und 18 Uhr zu hören.

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