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Basel fühlt den Puls der jüngsten Theatergeneration

Das Basler Förder-Festival «Treibstoff» zeigt Arbeiten von Theaterschaffenden am Anfang ihrer Laufbahn.

Südostschweiz
23.08.13 - 02:00 Uhr

Von Alfred Ziltener

Basel. – Bereits zum sechsten Mal geht das Nachwuchs-Festival «Treibstoff – Theatertage Basel» in diesem Herbst über die Bühnen der drei beteiligten Theater, der Kaserne Basel, des «jungen Theaters Basel» und des Theaters «Roxy» im Vorort Birsfelden. Seit der Gründung 2004, die noch ein riskantes Experiment war, hat sich die Veranstaltung im Zweijahres-Rhythmus fest etablieren können. Ihren Kern bildet ein Fördermodell für die freie Theaterszene, das weit herum einzigartig ist. Von einer Fachjury ausgewählte Theaterschaffende, die noch am Anfang ihrer Laufbahn stehen, erhalten die Chance ein erstes Projekt zu realisieren. Dafür steht ihnen die Infrastruktur eines der drei Häuser zur Verfügung und erfahrene Theatermacher unterstützen sie.

Total 122 Bewerbungen

Die Ausschreibung erfolgt jeweils Anfang Jahr. 122 Bewerbungen seien diesmal eingereicht worden, erzählt Boris Brüderlin, der Geschäftsführer des Festivals; sieben Projekte aus der Schweiz und Deutschland wurden zur Realisierung ausgewählt. Das Themenspektrum ist breit, die Erzählweisen sind vielfältig – und doch, so Brüderlin, seien Gemeinsamkeiten auszumachen. Was die jungen Theatermacher dieser Festival-Ausgabe inhaltlich vorwiegend beschäftigt, ist – wen wunderts ? – der Umgang mit Krisen und Katastrophen. So entwickelt Koikate aus Berlin eine Katastrophenübung, die mit Songs, wissenschaftlichen Modellen und dramatischen Bildern die Zuschauer auf das Leben nach der Apokalypse vorbereiten soll.

Das Theaterkollektiv «yuri500» nimmt in «Rede an die Menschheit» einen Science-Fiction-Topos auf: Ausserirdische bedrohen die Erde und ein heldenhafter Anführer ruft zum Widerstand auf; angekündigt ist eine szenische Installation, die das Publikum mit Kopfhörern durchwandert. Nicht nur «yuri500» nimmt Bezug auf die Populärkultur: Das Künstlerduo Skart vom Institut für Angewandte Theaterwissenschaften in Giessen nimmt sich den Film «Conan der Zerstörer» vor und spürt der latenten Nähe des Muskelhelden zum Faschismus nach.

Aus der renommierten Giessener Talentschmiede kommt auch die Gruppe Fux. In ihrem Projekt «Opa übt» beschäftigen sich drei Performer mit der Oper als Form und als Institution. Die Baslerin Anna Fries und der in Würzburg aufgewachsene Markus Schäfer gehen in «Fort Yuma» dem gestörten Verhältnis zwischen Schweizern und Deutschen nach. Die Gruppe «How to make friends» ist letztes Jahr am Theater Basel entstanden. In «Du kannst mich ruhig Frau Hitler nennen» versucht sie auf Grund der Aufzeichnungen von Hitlers Geliebter Eva Braun Weltgeschichte aus dem Alltag zu verstehen.

Zeit des «Armen Theaters» ist vorbei

Gemeinsam ist der jungen Theatergeneration der versierte, selbstverständliche Umgang mit den Neuen Medien. In «Opa übt» etwa ersetzen Projektionen auf beweglichen Metallfolien den Prunk der alten Oper. So entsteht ein neues Ausstattungstheater, oft auch mit aufwändigen Kostümen. «Die Zeit des ‘Armen Theaters’, der szenischen Reduktion scheint im Moment vorbei zu sein», resümiert Brüderlin.

Treibstoff: Samstag, 28. August, bis Dienstag, 8. September, Basel. Informationen unter: www.treibstoffbasel.ch

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