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Autofreie Sonntage im Klöntal finden die meisten gut, aber…

Das Klöntal ist im Sommer als Ausflugsgebiet sehr beliebt. Lisa Hämmerli untersuchte in ihrer Maturaarbeit, ob es auch ohne Auto auf Akzeptanz stiesse und wie ein politischer Vorstoss für ein autofreies Klöntal aussehen müsste.

Südostschweiz
13.01.12 - 01:00 Uhr

Von Claudia Kock Marti

Glarus. – «Die Attraktivität des Klöntals leidet», hält Lisa Hämmerli in der Einleitung in ihre Maturaarbeit «Autofreies Klöntal – Tourismuspotenzial mit Zukunft?» fest. An schönen Sonntagen im Sommer komme es immer wieder zum Verkehrschaos. «Trotzdem wird kaum etwas dagegen getan», so die Maturandin.

Vor 20 Jahren Antrag abgelehnt

Vor 20 Jahren lehnte die Landsgemeinde einen Antrag über autofreie Sonntage vom 15. Juni bis 15. August im Klöntal ab. Wie Glarner heute darüber denken, untersuchte die Schülerin aus Glarus, die sich auch als Mitglied der Jungen Grünen für Umweltthemen einsetzt.

Ihre These: Junge Leute seien heute eher bereit, auf den Bus umzusteigen. Und: Autofreie Perioden könnten das Klöntal noch attraktiver machen, nebenbei den CO2-Ausstoss mindern, neue Übernachtungsgäste bringen und den Transportunternehmen Arbeit bescheren. Die Parkplatzfrage sei aber im Vergleich zum Antrag vor 20 Jahren überzeugend zu lösen, so Hämmerli. Ebenso die Kontrolle.

Zur Sondierung, wie denn ein autofreies Klöntal heute ankommt, befragte sie an einem sonnigen Augustsonntag knapp 100 Klöntal-Besucher. Um die Meinung der Jugend einzufangen, liess sie ältere Schüler ihre Umfragebögen ausfüllen. Die dritte Zielgruppe waren über 40-jährige Glarner, die bereits 1992 über den Memorialsantrag abstimmen konnten. Zudem führte sie gezielt Interviews mit Politikern, Bewohnern sowie Restaurantbetreibern.

Drei Sonntage als Versuch

Der Memorialsantrag der Grünen 1990 sei zu weit gegangen, sagt Hämmerli. Ihr neues Konzept kommt deshalb moderater daher: Jeden letzten Sonntag im Juni, Juli und August soll das Klöntal autofrei werden; dies zunächst versuchsweise während fünf Jahren, bis die Landsgemeinde definitiv darüber befinde. Ausgenommen vom Fahrverbot wären notwendige Dienstleistungen wie Arzt, Polizei, Anwohner oder Bauern. Camper oder Bergsteiger dürfen das Klöntal mit ihrem Auto verlassen.

Um das Fahrverbot durchzusetzen, würde Hämmerli auf der Klöntalerstrasse hinter dem Restaurant «Staldengarten» eine moderne Barriere errichten und auch den Sackberg Richtung Schwammhöhe sperren. Berechtigte dürften mit einer Magnetkarte passieren. Für alle anderen gebe es genügend Parkplätze in Glarus, etwa auf dem Zaunplatz, im Migros-Parkhaus, beim Coop, oder auch in Netstal beim Wiggis-Park, um auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen.

«Irgendwann damit werben»

Hämmerlis Umfragen und Interviews, die auch auf verschiedene Alternativen abzielen, ergeben ein breites Meinungsbild. Dabei zeigt sich, dass die Mehrheit der Befragten autofreie Sonntage grundsätzlich als denkbar betrachtet oder sogar gut findet.

Nichtsdestotrotz bekommt Hämmerli auch viel Skepsis zu hören. Landammann Röbi Marti etwa findet ihre Idee auch heute politisch noch nicht mehrheitsfähig. Die Gastronomiebetreiber befürchten einen Umsatzrückgang.

Weniger gut findet Hämmerli vorgeschlagene Alternativen, etwa die Zufahrt ins Klöntal bei vollen Parkplätzen jeweils zu schliessen oder ein Einbahnsystem mit Ausfahrt über die Schwammhöhe einzuführen, um die Klöntalerstrasse zu entlasten.

Auf die Frage, ob sie nun einen Memorialsantrag für ein autofreies Klöntal einreichen werde, kraust Hämmerli die Stirn: «Eher nicht, sicher nicht als Einzelperson.» Schön wäre aber, mit der Arbeit eine Diskussion anzustossen. Oder wenn irgendwann einmal mit ihren «Ruhe-Sonntagen» fürs Klöntal geworben würde. Doch brauche es bis dahin noch viel Ausdauer, Überzeugung und politische Arbeit.»

Glarus.– Vom autofreien Klöntal, der Flugrettung im Kanton Glarus bis zur Klimaerwärmung im Glarnerland: Aus der Fülle an interessanten Maturaarbeiten stellt die «Südostschweiz» einige Beispiele vor, die einen Bezug zum Glarnerland haben. (so)

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