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Auszeichnung für Glarner Architekten

Im Glarnerland lässt es sich gut wohnen – in zwei Häusern jetzt sogar mit Auszeichnung. Ein Wohnhaus in Schwändi und ein Mehrfamilienhaus in Elm wurden prämiert: für zukunftsweisende und hochwertige Verwendung von Holz.

Südostschweiz
20.10.12 - 02:00 Uhr

Von Lisa Koch

Elm/Schwändi. – Der pragmatische Umgang mit Holz, die preisgünstige aber hochwertige Bauweise und viele kleine Details haben die Fachjury überzeugt: Sie hat das Mehrfamilienhaus Müsli in Elm mit dem dritten Rang des «Prix Lignum» (siehe Box) für die Region Ost ausgezeichnet.

Gleich am Dorfeingang sticht das neue Wohnhaus sofort ins Auge und prägt das Ortsbild. Die helle Holzfassade ist schon von Weitem zu sehen.

Grosse Balkone an Südlage

Entwickelt wurde das Mehrfamilienhaus von den Glarner Architekten Hansruedi Marti und Werner Bäbler von der Marti AG Architektur in Matt. Die Planung für das Projekt beanspruchte laut Marti eineinhalb Jahre, der Bau ein weiteres Jahr. «Das zentrale Element jeder Wohnung ist ein durchgehender, überhoher Wohnraum mit einem grossen Balkon an der Südfassade», erklärt Marti.

Keine gedrückt wirkenden Stuben

Mit ihren 2,80 Metern hebt sich die Deckenhöhe von den Wohnräumen ab, wie sie sonst in Elm üblich sind. «Die alten Bauernhäuser haben zwar auch ihren Charme, wirken durch die niedrigen Decken aber eher gedrückt», sagt Marti dazu.

Die Idee zum modernen, offenen Haus, entstand auf Initiative von mehreren jungen Elmern. 2008 forderten sie die damalige Gemeindebehörde auf, etwas gegen den Wohnungsmangel in Elm zu unternehmen. Sie beklagten die kaum vorhandenen Mietwohnungen und das Fehlen von attraktivem Wohnraum. Mit dem Mehrfamilienhaus Müsli bestehen seit Mai 2011 zwölf neue Wohnungen, von denen derzeit fast alle vermietet sind.

Jury lobt die hohe Wohnqualität

Das Mehrfamilienhaus sei ein wegweisendes Beispiel für preisgünstiges Bauen mit Holz und biete eine hohe Wohnqualität, lobt die Jury. Zudem sei es ein beispielhaftes Projekt für eine Region, die sonst eher von Abwanderung bedroht sei. Überall, wo es möglich war, ist Holz eingesetzt worden, und «die Räume bestechen mit einer sehr effizienten Anordnung», wie es weiter heisst.

Hoch und tief: wie ein Musikstück

«Die Räume haben unterschiedliche Deckenhöhen. Mal höher, mal tiefer. Dadurch wollten wir räumliche Vielfalt schaffen», erklärt Marti. «Ähnlich einem Musikstück, dass mal laut und mal leise daher kommt».

Holz empfindet der Architekt als einen sehr vielfältigen Baustoff: «Sein Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft», sagt er.

Über den Preis habe er sich sehr gefreut. Einerseits für sein eigenes Team, andererseits aber auch für die Gemeinde. «Er ist ein Beweis dafür, dass die Zusammenarbeit von Gemeinde, Bürgern, Architekten und Baufirmen sehr gut funktionieren kann».

Kontrast zur Enge des Tals

Neben dem Preis für das Mehrfamilienhaus in Elm vergab der «Prix Lignum» auch eine Anerkennung für ein Wohnhaus in Schwändi. Bei dem Ersatzneubau aus Fichtenholz sei konstruktiv mit der Hanglage umgegangen worden. Auch setze sich der Bau in einen gelungenen Kontrast zur Enge und Steilheit des Tals, betont die Jury. Die Räume des Hauses würden einerseits an Hüttenromantik erinnern, andererseits an den Stil amerikanischer Landhäuser in den 1960er-Jahren. «Eine inspirierende Ambivalenz», so das Urteil.

Der «Prix Lignum» wird alle drei Jahre verliehen. Die Holzwirtschaft Schweiz vergibt ihn an Projekte, die einen besonders hochwertigen und zukunftsweisenden Einsatz von Holz im Bauwerk, im Innenausbau, bei den Möbeln und bei künstlerischen Arbeiten aufweisen. Mit dem Preis sollen interessante, innovative, originelle und zukunftsweisende Arbeiten mit Holz gefördert und bekannt gemacht werden. Aus der ganzen Schweiz wurden für das Jahr 2012 insgesamt 342 Projekte eingereicht. 97 Projekten davon für die Region Ost (Kantone GR, SG, TG, AI, AR, GL und FL). Hier vergab die Jury drei Hauptpreise und neun Anerkennungen. (lmk)

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