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Auch Olympia 2030 ist jetzt kein Thema mehr

Seit das Bündnervolk die Olympiakandidatur abgelehnt hat, wird versucht, den Traum doch noch wahr zu machen. Nochmals für 2022 zu kandidieren, hat sich aber als chancenlos erwiesen. Und auch Olympia 2030 ist vom Tisch.

Südostschweiz
12.01.15 - 01:00 Uhr

Von Ueli Handschin

Chur/Arosa. – Vor bald zwei Jahren, nur wenige Tage nach dem Nein der Bündnerinnen und Bündner zur Kandidatur 2022, traten der Stadtpräsident von Chur, Urs Marti, und der Tourismusdirektor von Arosa, Pascal Jenny, die Flucht nach vorne an. Das Stimmvolk der Kantonshauptstadt habe wohl deshalb so deutlich Nein gesagt, weil Chur in die Spiele nicht einbezogen worden sei, erklärte Marti damals und wies darauf hin, dass überall dort, wo die Wettkämpfe ausgetragen worden wären, das Vorhaben deutlich befürwortet wurde.

Gespräche unter den Grossen

Den Hauptgrund für die Ablehnung sahen Jenny und Marti im Umstand, dass mit St. Moritz und Davos nur zwei Austragungsorte vorgesehen wurden. Sie propagierten deshalb ein Konzept, das sie «A bis S» nannten: «Von Arosa über Chur, Klosters/Davos, Flims/Laax, Lenzerheide bis St. Moritz». Würden alle grossen Destinationen an Olympia beteiligt, sei eine erfolgreiche Kandidatur im Jahr 2030 möglich, so ihre Überzeugung.

Seitdem war von diesen Plänen nichts mehr zu hören. Eine Olympia-Bewerbung für 2030 steht auch gar nicht mehr zur Diskussion, wie Marti und Jenny auf Anfrage bestätigten. Ohne Wirkung geblieben ist das Pläneschmieden aber nicht. Marti hat die Gemeindepräsidenten der genannten Destinationen nach Chur eingeladen, um auszuloten, wie sich die Austragungsorte grosser Sportanlässe gegenseitig unterstützen könnten.

Gemeinden sind sich einig

Dass eine erneute Olympia-Kandidatur nicht mehr im Vordergrund stehen sollte, darüber sind sich die Gemeindevertreter einig. Sie setzten lieber auf kleinere, aber häufigere und wiederkehrende Veranstaltungen als auf einmalige, riesige Olympische Spiele, sagte Marti. Auch der Aroser Tourismusdirektor hält das Abrücken von Olympia inzwischen für die bessere Option, wie er der «Südostschweiz» erklärte.

Eine erste Sitzung der Gemeindevertreter fand vergangenen Herbst statt, das zweite Mal trifft sich die Runde kommende Woche. Erörtert wird beispielsweise, auf welche Angebote man sich wo konzentrieren sollte. «Es müssen ja nicht alle alles anbieten», stellt Marti fest und beschreibt damit eine Möglichkeit, das Profil der Standorte zu schärfen, also Kernkompetenzen zu stärken, wie sie etwa Davos als Zentrum für Nordische Disziplinen vorweisen kann. Die Rolle der Stadt Chur sieht Marti darin, als Zentrum ohne grosses Wintersportangebot diese Bemühungen von neutraler Warte aus zu koordinieren.

Der Bündner Gewerbeverband hatte im Oktober die Idee lanciert, Graubünden solle sich für die Winterspiele 2022 ein zweites Mal bewerben, zog diese Resolution aber wenig später zurück, weil die Forderung politisch nicht umsetzbar war. Gian Gilli, der Direktor der gescheiterten Bündner Kandidatur, empfiehlt, sich auf das Jahr 2026 zu konzentrieren, und auch der Davoser Landammann Tarzisius Caviezel setzt auf diesen Termin. Ob Politik und Volk dank dieses Fahrplans jedoch geschlossener hinter Olympia stehen würden, erscheint zumindest fraglich.

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