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«Auch eine verdichtete Bauweise ermöglicht hohe Privatsphäre»

Architekt Men Duri Arquint über die Einschätzung, ein Reiheneinfamilienhaus sei nichts für Reiche. Das Siegerteam des Studienwettbewerbs möchte nun zusammen mit bauwilligen Interessenten «Tusculum» realisieren.

Südostschweiz
18.10.14 - 02:00 Uhr

norbert waser

Die Realisierung des Projektes «Tusculum» im Churer Lürlibad muss neu aufgegleist werden. Das ursprüngliche Konzept, bei dem die Stadt zusammen mit einer Trägerschaft das Projekt selbst realisieren und die Häuser dann verkaufen wollte, liess sich nicht umsetzen. (BT vom 16. Oktober). Den Grund für die jetzige Situation sieht Men Duri Arquint, geistiger Vater des Projektes, aber weniger in dem vom Stadtpräsidenten eingebrachten möglichen Vorbehalt Reicher gegenüber Reiheneinfamilienhäusern. «Es trifft zu, dass einige der bei der Stadt gemeldeten Interessenten abgesprungen sind, dies geschah meines Wissens aber eher aufgrund der zeitlichen Unsicherheit bezüglich der Umsetzung», sagte Arquint gegenüber dem BT.

Verdichtet, nicht eingeklemmt

Die Bezeichnung Reiheneinfamilienhaus sei für dieses Projekt zudem nicht zutreffend und könne negativ interpretiert werden. «Der Begriff suggeriert, dass man unter engen Verhältnissen zwischen Nachbarn eingeklemmt ist», sagt Men Duri Arquint. Beim Projekt «Tusculum» sei aber genau das Gegenteil der Fall, die Anordnung in zwei Reihen zu je vier «Hofhäusern» ermögliche eine Privatsphäre, für die sonst 2000 Quadratmeter Fläche benötigt würden. Durch diese verdichtete Bauweise sei eine optimale Ausnutzung der Parzelle möglich, was auch aus Sicht des haushälterischen Umgangs mit dem städtischen Boden ein Gebot der Stunde sei. «Die Häuser sind so angeordnet, dass sie auf sechs Fassadenseiten freistehend sind», streicht der in Chur und Ardez tätige Architekt eine besondere Qualität des Projektes heraus. Eine weitere ist ein gemeinsamer, halböffentlicher grüner Freiraum zwischen den beiden Häuserzeilen, der eine unverbaubare Aussicht garantiert und für dessen Unterhalt die Stadt besorgt ist.

Eigene Trägerschaft bilden

Etwas erstaunt haben Arquint und die zum Siegerteam des Projektwettbewerbes gehörenden Partner Peter Diggelmann (Archobau AG, Bauökonomie) und Patrick Gartmann (CBG AG, Ingenieure), dass die Stadt nun mittels Inserat Investoren für das Projekt sucht (BT vom Donnerstag). «Wir werden – zusammen mit mehreren Interessenten – der Stadt unser Angebot als Bauträgerschaft einreichen», sagt Men Duri Arquint. Damit soll auch der Beweis angetreten werden, dass es nicht an Interessenten mangelt. An zwei Informationsveranstaltungen vom kommenden Dienstag- und Mittwochabend, werden Men Duri Arquint und seine Projektpartner die Interessenten über das weitere Vorgehen informieren. (Unter mail@menduriarquint.ch kann man sich noch anmelden)

Arquint ist überzeugt, dass sich bei einem transparenten Zeitplan auch weitere Interessenten für die insgesamt acht Häuser finden lassen. Er werde schliesslich immer wieder darauf angesprochen, ob im Projekt noch Wohneinheiten zu haben wären – ein offensichtliches Interesse besteht. «Sofern notwendig, kann die zu bildende Trägerschaft auch Sicherheiten für noch nicht vergebene Häuser leisten», verspricht Arquint, der damit der Stadt einen Steilpass spielt, um «Tusculum» wie vorgesehen zu realisieren.

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