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Architekt, Mäzen und Bruder – Bruno Giacometti ist tot

Im Alter von 104 Jahren ist der Bündner Architekt und Kunstmäzen Bruno Giacometti gestern an seinem Wohnort im zürcherischen Zollikon gestorben. Dies teilten die Zürcher Kunstgesellschaft und die Alberto-Giacometti-Stiftung mit.

Südostschweiz
22.03.12 - 01:00 Uhr

Von Karl Wüst (sda)

Zollikon. – Bruno Giacometti, jüngster Bruder des Bildhauers Alberto Giacometti, kreierte als Architekt zahlreiche öffentliche Bauten im In- und Ausland. Zu seinen bekanntesten Werken gehört der Schweizer Pavillon an der Kunstbiennale Venedig. Der Bau in der Nähe des Eingangs zu den Giardini entstand im Jahr 1952 und beherbergt seither die offiziellen Beiträge der Schweiz an der wichtigen Kunstausstellung. Mit seinem lichten Aussenraum und den grosszügigen Ausstellungsräumen bietet er den Künstlerinnen und Künstlern vielfältige Möglichkeiten.

Früh ein klares Berufsziel

Geboren wurde Bruno Giacometti am 24. August 1907 in Stampa im Bergell als Sohn des Malers Giovanni Giacometti und dessen Frau Annetta. Er hatte eine Schwester, Ottilia, und zwei berühmte Brüder, den Bildhauer Alberto und den Möbeldesigner Diego. Anders als Alberto und Diego hatte Bruno ein klares Berufsziel: Er wollte Architekt werden. Von 1926 bis 1930 studierte er an der ETH Zürich und suchte schon früh an Wettbewerben den Erfolg. Als Mitarbeiter im Architekturbüro K. Egender in Zürich beteiligte er sich unter anderem am Bau des Hallenstadions in Zürich-Oerlikon und an Bauten der Landesausstellung von 1939.

Nebst Einfamilienhäusern und Wohnsiedlungen in den Kantonen Zürich und Graubünden erstellte Giacometti viele öffentliche Bauten: die Institute für Hygiene und Pharmakologie der Universität Zürich, die schweizerische Epilepsie-Klinik in Zürich, das Stadthaus Uster, das Bezirksspital Dielsdorf ZH, das Bünd-ner Naturmuseum in Chur oder – zwischen 1945 und 1950 – die Schweizer Pavillons der Länder- und Gewerbeausstellungen in Paris und Mailand.

Mit Zürcher Kunsthaus verbunden

Eng verbunden war Bruno Giacometti mit dem Zürcher Kunsthaus, wo er zwischen 1953 und 1965 an der Gestaltung mehrerer Ausstellungen mitwirkte, sowie mit der im Kunsthaus beheimateten Alberto-Giacometti- Stiftung. Dass das Werk seines Bruders im Kunsthaus vor einigen Jahren eigene Räume erhielt, ist wesentlich Bruno Goacomettis Engagement zu verdanken: Zusammen mit seiner Frau Odette Giacometti hatte er der Alberto-Giacometti-Stiftung im Hinblick auf die neuen Räume zwei grosse Werkgruppen (Skulpturen, Ölbilder und Zeichnungen) seines Bruders geschenkt. Eine weitere Schenkung umfasste 75 Originalgipse und 15 Bronzeplastiken aus dem Nachlass Albertos in Paris.

1989 wählte ihn die Zürcher Kunstgesellschaft zum Ehrenmitglied; 1998 tat deren Förderverein, die Vereinigung Zürcher Kunstfreunde, dasselbe. 1993 erhielt Bruno Giacometti vom Kanton Zürich die goldene Ehrenmedaille. 2006 honorierte die Stadt Zürich Bruno und Odette Giacomettis Verdienste um die bildenden Künste. In Form der Heinrich-Wölfflin-Medaille überreichte sie dem Ehepaar einen mit 15 000 Franken dotierten Kunstvermittlerpreis. «Bruno Giacomettis eigene berufliche Tätigkeit war begleitet von seinem verlässlichen Engagement für das Werk seines Bruders Alberto und für die bildende Kunst allgemein», schrieb das Zürcher Kunsthaus gestern in einer ersten kurzen Würdigung.

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