Arcade Fire lassen ein Feuerwerk los
Die kanadische Band Arcade Fire hat ihren Status als eine der besten Indierock-Bands mit dem Album «The Suburbs» untermauert. Am Montreux Jazz Festival absolvierte das Kollektiv damit seinen einzigen Schweizer Auftritt. Mitreissend.
Die kanadische Band Arcade Fire hat ihren Status als eine der besten Indierock-Bands mit dem Album «The Suburbs» untermauert. Am Montreux Jazz Festival absolvierte das Kollektiv damit seinen einzigen Schweizer Auftritt. Mitreissend.
Von Hans Bärtsch
Montreux. – Mit dem Begriff Indierock ist es so eine Sache. Irgendwie passt alles rein. Ursprünglich war Indierock ja eine Bezeichnung für Rockmusik (im weitesten Sinn des Wortes), die von unabhängigen, in erster Linie der Kunst verpflichteten Labels vertrieben wurde; dies im Gegensatz zu den grossen, hauptsächlich kommerziell orientierten Plattenfirmen (Major Labels). Mit dem im vergangenen Sommer veröffentlichten Album «The Suburbs» sind Arcade Fire längst auch bei einer grossen Plattenfirma gelandet. Gleichwohl haben sich die Kanadier den Geist der Unabhängigkeit bewahrt. Und zählen damit zu einer der derzeit aufregendsten Bands.
Restlos ausverkauft
In Montreux gab es nun endlich die Gelegenheit, Arcade Fire mit «The Suburbs» live zu erleben – das Album macht rund die Hälfte des aktuellen Programms aus. Das Auditorium Stravinski war am Sonntag erwarteterweise restlos ausverkauft. Im Gegensatz zu den Anfangszeiten der Formation um das songschreibende Ehepaar Win Butler und Régine Chassagne sind die Folkelemente etwas in den Hintergrund getreten zugunsten fetter Beats und sogar gewisser Disco-Elemente. Enorm tanzbar jedenfalls und mitreissend.
Leicht hysterisch
Was Arcade Fire so speziell macht, ist das leicht Hysterische, die Euphorie und Dramatik in ihrer Musik, die sich – abgesehen von Country-Folk – kaum kategorisieren lässt. Zum Konzept gehören häufige Instrumentenwechsel, und zum Instrumentarium gehört auch schon mal eine Drehleier. Dass die Inhalte der Songs an einem wuchtigen Livekonzert nur bedingt den Weg zum Zuhörer finden – was solls, damit kann sich der Interessierte dann ja wieder vor der Stereoanlage auseinandersetzen. Schade ist es in diesem Fall trotzdem, gehört das «Familienunternehmen» aus Kanada – unter anderem spielt Wins Bruder Will Butler bei Arcade Fire Bass – doch auch zu den schärfsten Beobachtern des Lebens in den amerikanischen Vorstädten, den Suburbs. Und dieses hat in den vergangenen Jahren bekanntlich dramatische Veränderungen (Stichwort: Immobilienkrise) erfahren.
Spinnerte Videos
Gesellschaftlich-politische Aussagen gehören bei Arcade Fire zum guten Ton. In Montreux steht aber klar die Musik im Zentrum, begleitet von spinnerten Videos. Wenn man etwas bemäkeln könnte, wäre es die Frage, ob sich in den Kosmos der Band gerade etwas Routine einzuschleichen beginnt. Nach exakt eineinhalb Stunden ist nämlich Schluss, kein ausufernder Zugabenblock wie auch schon. «Wake up» ist die letzte Nummer – ein unnötiger Aufruf.
Aufgewacht war jeder der 3500 Anwesenden nämlich bereits beim Vorprogramm. Der Ire James Vincent McMorrow hinterliess bei seinem Schweiz-Debüt einen ganz starken Eindruck mit seiner eindringlichen Stimme und einem sehr gefälligen Mix aus Folk und Soul-Pop. Selbst bei seinen Vorträgen ohne Bandbegleitung hätte man die berühmte Stecknadel auf den Boden fallen hören. James Vincent McMorrow: Ein Name, den es sich zu merken gilt.
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