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«An anonyme Drohanrufe habe ich mich längst gewöhnt»

Astrid Wallier äussert sich erstmals zu dem Vorfall in Trimmis. Da sonst keiner der Beteiligten Stellung beziehen will, bleibt das Protokoll ein Fragment.

Südostschweiz
01.10.14 - 02:00 Uhr

Von Anja Conzett

Trimmis. – Donnerstagabend. Die Davoserin Astrid Wallier, Mitinitiantin der Initative «Für eine naturverträgliche und ethische Jagd», besucht ihren Mann in Trimmis. Im Anschluss fährt sie auf das Areal des Werkhofs, um Altglas zu entsorgen. Zehn Meter von ihr entfernt bringen Jäger Tiere in die Metzgerei Schrofer. Wallier sieht zu.

Der Metzger kommt heraus und blafft sie an, sie solle hier abhauen, sie habe hier nichts verloren. Sie verweist darauf, auf öffentlichem Grund zu stehen. Der Metzger will ihre Autonummer aufschreiben, worauf Wallier ihrerseits das Telefon zückt, um ebenfalls das Kennzeichen eines vor dem Schlachthaus parkierten Autos zu fotografieren: «Ich glaube, es war eine St. Galler Nummer.» Daraufhin stürmt ein Mann in Jägermontur aus dem Schlachtbetrieb und dreht Wallier den Arm auf den Rücken, packt sie am Genick, drückt sie zu Boden. Er reisst ihr das Telefon aus der Hand und trampelt darauf herum. Er beschimpft Wallier wüst sexistisch und kommt ihrem Gesicht dabei so nahe, «dass man sagen kann, er hat mich angespuckt». Wallier ruft um Hilfe. Der Metzger greift nicht ein.

Es gelingt ihr, sich zu befreien. Sie läuft zur Strasse hoch und hält ein Auto an. Das ältere Ehepaar darin lässt sie ihr Telefon benutzen. Sie verständigt ihren Mann und die Polizei. Die Fünfzigjährige wird mit Schürfwunden, Prellungen und einem Schock ins Spital gebracht.

So schildert Wallier gegenüber der «Südostschweiz» die angezeigte Tat. Die Berichte anderer Zeitungen entsprächen leider nicht den Fakten, so die Tierschützerin weiter. Unparteiische Augenzeugen des Tathergangs habe es keine gegeben. Es steht also Aussage gegen Aussage.

Angezeigter und Metzger schweigen

Die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass Wallier gestern Strafanzeige gegen unbekannt wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung, Beschimpfung und Drohung eingereicht hat. Gegen den Metzger läge bislang noch keine Anzeige wegen unterlassener Hilfestellung vor. Mehr darf die Staatsanwaltschaft wegen der laufenden Ermittlungen nicht sagen. Auch die Polizei verweist auf das Amtsgeheimnis. Wie aber die Recherchen der «Südostschweiz» ergeben haben, handelt es sich bei dem Angezeigten um einen Jäger aus Zürich, der ein Maiensäss in der Region besitzt. Weder er noch der Metzger waren gestern zu einer Stellungnahme bereit.

«Ich erschiesse dich. Ich erschiesse deinen Hund. Ich schneide die Bremsen deines Autos durch.» Wallier sagt: «An solche anonymen Drohanrufe habe ich mich längst gewöhnt», sie würden ihr keine Angst mehr machen. Nach den Vorkommnissen auf dem Trimmiser Werkhof möchte sie aber lieber kein Bild von sich in der Zeitung sehen, sie fürchtet weitere Repressalien.

Hochemotionaler Konflikt

Robert Brunold, Präsident des Bündner Patentjägerverbands, distanziert sich von dem Vorfall in Trimmis. «Gewalt ist nie eine Lösung.» Er weise seine Sektionspräsidenten auch darauf hin, dass Stimmungsmache und Beschimpfungen von Jägern gegenüber Wildtierschützern nicht im Interesse des Verbands seien. «Aber ich weiss auch von Fällen, bei denen die Jäger vorher provoziert wurden.»

Wallier räumt ein, dass auch sie sich schon zu Provokationen hat hinreissen lassen. «An diesem Donnerstag aber nicht im Geringsten.» Umso schockierter sei sie über den Angriff.

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