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Andrea Caroni fehlt nur etwas zum FDP-Präsidenten

Am Freitag legt die FDP den Fahrplan zur Wahl des neuen Parteipräsidenten fest. Einige sehen im jungen Appenzeller Nationalrat Andrea Caroni einen Hoffnungsträger.

Südostschweiz
26.10.11 - 02:00 Uhr

Von Christof Forster

Herisau/Bern. Der neue Ausserrhoder FDP-Nationalrat, der 31-jährige Andrea Caroni, wird als blitzgescheit, sozialkompetent und enthusiastisch beschrieben. Neben den Landessprachen spricht er Englisch und Spanisch. Caroni schliesst derzeit sein Nachdiplomstudium an der amerikanischen Elite-Universität Harvard ab. Der Appenzeller mit Tessiner und Bündner Wurzeln ist Anwalt und promovierter Jurist. Die Matura hat er mit einem Schnitt von 5,97 abgeschlossen. Alles Sechser, bis auf eine 5,5 in Geschichte. Die Lehrerin entschuldige sich noch heute bei ihm für diese Note, sagt Caroni.

Bei seinem Auftritt am Montagabend im Schweizer Fernsehen fielen seine grosse Präsenz und sein rhetorisches Talent auf. «Er hat eine gewinnende Art», lobt ihn Hanspeter Blaser, Präsident der Ausserrhoder FDP. Auch Marianne Kleiner, Vorgängerin von Caroni im Nationalrat, schwärmt vom ihm: «Er ist ein Ass, aber trotzdem immer bescheiden geblieben.»

Neustart mit jungem Gesicht

Mit dem aufstrebenden Jungpolitiker könnte die FDP nach der Wahlniederlage einen Neustart markieren. Ihr Personal in Bern ist etwas in die Jahre gekommen und wirkt auf jüngere Wähler nicht sehr anziehend. Mit Caroni als Präsident erhielte die FDP ein junges, frisches Gesicht. Um seine mangelnde Erfahrung in der Berner Politmechanik zu kompensieren, könnte er von zwei bestandenen Vizepräsidenten flankiert werden. Beispielsweise von Ständerätin Karin Keller-Sutter, die bislang das Präsidium strikte abgelehnt hat. Der aktuelle Vizepräsident Vincenzo Pedrazzini möchte sich noch nicht festlegen, sagt aber, das geringe Alter sei überhaupt kein Hindernis für die Nachfolge von Präsident Fulvio Pelli, der im kommenden Frühling zurücktritt.

Ganz unbekannt in Bundesbern ist Caroni nicht. Von 2008 bis 2010 war er persönlicher Mitarbeiter von Bundesrat Hans-Rudolf Merz und lernte dabei Verwaltung und FDP-Fraktion kennen. Merz lobte einmal Caronis Fähigkeit, andere mitzureissen. Dies käme ihm als Parteipräsident zugute.

Caroni: «Das ehrt mich»

«Ich könnte mir Caroni sehr gut als FDP-Präsidenten vorstellen», sagt der Ausserhodner FDP-Ständerat Hans Altherr. Doch das Amt komme zu früh. Auch Blaser und Kleiner bremsen. «Wir dürfen ihn nicht verheizen.» Er müsse zuerst Erfahrung sammeln in Bern. Caroni freut sich über die Vorschusslorbeeren. «Das ehrt mich. Doch dies ist im Moment kein Thema für mich.» Er schliesst es aber nicht aus, sich in ein Gremium der Partei wählen zu lassen. «Ich stelle meine Kraft gerne zur Verfügung.» Er sei «kein Hardliner», wie er sagt. Im Wahlkampf hat er sich für den Atomausstieg und für die Hanflegalisierung ausgesprochen und sich wenig euphorisch über die vorgezogene Kampfjetbeschaffung gezeigt.

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