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Ammler sind weniger von der Fusion begeistert als Weesner

Weesen als Verwaltungsstandort der fusionierten Gemeinde steht wieder zur Diskussion. Der Weesner Gemeinderat nimmt die Bedenken der Ammler auf und ist gewillt, den Standort «ernsthaft zu prüfen».

Südostschweiz
27.11.14 - 01:00 Uhr

Von Urs Zweifel

Weesen. – In der Speerhalle in Weesen hatten die Bürger beider Gemeinden kürzlich nochmals die Gelegenheit, sich über die Grundsatzabstimmung zur Fusion von Amden und Weesen vom 30. November zu informieren. An einer gleich gelagerten Veranstaltung zuvor in Amden war der Verwaltungsstandort Weesen auf Kritik gestossen. Ebenso gut könnte das Gemeindehaus bei einer Fusion in Amden stehen, hatten viele gefunden. «Der Gemeinderat Weesen ist deshalb bereit, die Standortfrage nochmals zu prüfen», erklärte Gemeindepräsident Mario Fedi vor rund 100 Anwesenden.

Der grösste Wert der Vereinigung

Obwohl bei einer Gemeindevereinigung 1900 von insgesamt 3350 Bürgern in der Ebene wohnen würden und ein Synergieverlust zu befürchten wäre, kam diese Mitteilung nicht ganz überraschend. Denn am Infoanlass war von Anfang an zu spüren, dass Weesen viel daran gelegen ist, die Fusion mit Amden eingehend zu prüfen.

Entsprechend warb Fedi für die Weiterverfolgung der Gemeindevereinigung: «Ziel des Abends ist ein Ja für eine fundierte Fusionsprüfung», sagte er. Gerüchte und unbegründete Ängste gelte es, mit Fakten zu widerlegen. Der Steuerfuss werde bei einer Fusion nicht erhöht, Schulen und Läden würden nicht schliessen, das Dorfleben werde nicht leiden.

Hingegen würde die Gemeindeverwaltung gestärkt, die Effizienz gesteigert und es wäre mehr Fachwissen vorhanden. Es könnten Kosten gespart werden. Es bräuchte weniger Behördenmitglieder, dafür wäre die Auswahl grösser.

Natürlich gebe es auch Risiken: leere Verwaltungsräume, Umbaukosten für leere Räume, eine grössere Distanz zur Gemeindeverwaltung sowie emotionale Vorbehalte.

«Wer hat künftig das Sagen?»

Ungewiss ist laut Fedi auch das Spar- und Synergiepotenzial. Höher als erwartet, könnten die Umsetzungskosten der Fusion ausfallen. Unsicher sei auch die Entwicklung der Finanzausgleichsbeträge. Doch genau bei diesen unbekannten Punkten läge der grösste Wert der Vereinigung. «Negative Veränderungen müssten nicht mehr alleine getragen werden», betonte Fedi.

Die anschliessende Diskussion unter der Leitung von Jean-Claude Kleiner, der Amden und Weesen bei der Fusion begleitet, blieb lau. Ein Thema bei der Gemeindevereinigung seien die Schulstandorte, sagte Kleiner. Es gebe Befürchtungen, dass Schulen zusammengeschlossen würden. Fedi gab Entwarnung: er habe vom Amt für Statistik eine Berechnung zu den Schülerzahlen erstellen lassen. «Sie hat ergeben, dass es in den nächsten 25 Jahren in Weesen wie in Amden genügend Schüler geben wird», sagte Fedi.

Etwas mehr als die Schulfrage beschäftigte die Anwesenden der Verwaltungsstandort. Der Ammler Emil Bischofberger wollte wissen, warum von allem Anfang an bestimmt worden sei, dass Weesen Verwaltungsstandort sein solle. Kleiner erklärte, dass dieser Beschluss noch nicht abschliessend gefasst sei.

Letztlich entscheide der Rat der neuen Gemeinde, wo die Verwaltung definitiv hinkomme. Fedi ergänzte, dass die beiden Gemeinderäte den Verwaltungsstandort Weesen lediglich diskutiert hätten.

Entlastungen in vielen Bereichen

Ein Anwesender fragte, wie ein gemeinsamer Verwaltungsstandort gefunden werden solle, wenn die Emotionen dazu jetzt schon hochgingen. Fedi erwiderte, dass er das auch noch nicht wisse. Deshalb wolle er diese Frage unbedingt prüfen.

Offen ist auch die Verteilung im neuen Gemeinderat. «Wer hat künftig das Sagen?», fragte Kleiner. In seiner Antwort verglich Fedi den möglichen künftigen Gemeinderat mit dem heutigen Oberstufenschulrat.

Dort gebe es eine Ausgewogenheit zwischen den Räten aus Amden und Weesen. Das sollte laut Fedi auch im Gemeinderat möglich sein. Aus der Mitte der Anwesenden kamen keine Fragen dazu.

«Jede Fusion ist ein Unikat»

Kleiner kam auch noch auf die Finanzen zu sprechen: «Mit welchem Steuerfuss kann der Bürger rechnen?» Das könne noch nicht gesagt werden, entgegnete Fedi. Das hänge auch vom Kantonsbeitrag ab. Doch er sei überzeugt, dass es in vielen Bereichen Entlastungen geben werde.

An der Diskussion beteiligte sich auch Peter Göldi, Gemeindepräsident von Gommiswald. Er berichtete von den Erfahrungen bei der Vereinigung von Gommiswald, Ernetschwil und Rieden. «Jede Fusion ist ein Unikat», sagte Göldi.

Auch in den drei Gemeinden am Ricken habe es Ängste und Vorbehalte gegeben. Doch sei es gelungen, die Bürger von den Chancen einer strukturellen Veränderung zu überzeugen. Dazu brauche es Argumente und glaubwürdige Behörden.

Heute sei Gommiswald eine Gemeinde «aus einem Guss». Es gebe weniger Doppelspurigkeiten, die Strukturen seien schlanker, die Politik ganzheitlich, die Finanzplanung umfassend, die Synergien grösser als erwartet. «Für uns hat sich die Fusion gelohnt», sagte Göldi.

Fedi betonte zum Schluss noch einmal, dass ein Ja bei der Grundsatzabstimmung noch nicht die definitive Fusion bedeute. Doch nur mit einem Ja Ende November könnten die Fragen nach dem Kantonsbeitrag, den Synergien, dem Steuerfuss, dem Gemeindenamen und dem Gemeindewappen beantwortet werden.

Blick von Amden: In Weesen gehen bei der Grundsatzabstimmung zur Fusion die Wogen weniger hoch als in der Nachbargemeinde.

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