×

Alpenerle bedroht Heimweiden und Maiensässe

Die Pflege der Alpweiden stösst infolge des Strukturwandels an Grenzen: Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe ist rückläufig, die bewirtschaftete Fläche ist aber konstant geblieben.

Südostschweiz
14.08.13 - 02:00 Uhr

Von Edy Walser

Die landwirtschaftliche Nutzfläche, das heisst, der Boden, der von den Bauern regelmässig als Wies- und Ackerland genutzt wird, ist nach Auskunft von Valentin Luzi, Abteilungsleiter Amt für Landwirtschaft und Geoinformation (ALG), in den letzten Jahren konstant geblieben. «Das heisst, dass diese von der Ausdehnung der Waldfläche, bekannt unter der Bezeichnung ‘Verbuschung’, der im Kanton Graubünden jährlich rund 600 Hektaren zum Opfer fallen, kaum betroffen ist», so Luzi.

In Mitleidenschaft gezogen wurden von diesem Prozess hingegen die Heimweiden und Maiensässe sowie die Alpen. Das ist die Folge des Strukturwandels, von dem auch die Landwirtschaft im Berggebiet betroffen ist und wohl auch in Zukunft betroffen sein wird. Da die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe

rückläufig, die bewirtschaftete Fläche aber konstant geblieben ist, stösst die Pflege der Alpweiden an Grenzen.

Hartnäckige Erlen

Diese erfolgte früher vermehrt, aber auch heute noch auf dem Alpgemeindewerk. Der Verbuschung wurde Einhalt geboten, indem die Heim- und Alpweiden regelmässig im frühen Stadium gesäubert wurden. Auf den Heimweiden haben auch die Hirten und die Dorfgeissen das Ihre dazu beigetragen.

Dabei ging es nicht nur den Alpenrosen an den Kragen, sondern auch den Alpen- oder Grünerlen. Die Alpenerle wächst an Steilhängen, wo Nadelbäume nicht aufkommen. Dort, wo die Alpenerlen einmal eingewachsen sind, geht das Weideland in absehbarer Zeit verloren.

Eine Methode, mit der die Erlen nicht nur in Schach gehalten, sondern sogar zurückgedrängt wurden, war das Schwenden. Dabei wurde die Rinde der Erlenbüsche entfernt, sodass diese abstarben und verdorrten.

Es fehlen die Geissen

Das anfallende Holz wurde dann zusammengetragen und zum Teil sogar für Brennholz genutzt oder an Ort und Stelle verbrannt – ein Vorgang, der nach Auskunft von Valentin Luzi heute unvorstellbar ist.

Die wirksamste Bekämpfung wäre seiner Ansicht nach die Beweidung der von der Verbuschung bedrohten Flächen mit Ziegen, weil Ziegen nicht nur Gras, sondern auch Rinde und Blätter der Alpenerle fressen.

«Uns fehlen aber die notwendigen Geissen», betonte Luzi. Er hofft, dass die Agrarpolitik 2014/2017 mit den in Aussicht gestellten Landschaftsqualitätsbeiträgen hier in die Bresche springen werde.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR