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Albulatal: «Mittlere Unzufriedenheit für alle»

Drei Wochen vor der Fusionsabstimmung beherrscht vor allem ein Nebenaspekt die Diskussion um den Gemeindezusammenschluss im Albulatal: der künftige Gemeindename.

Südostschweiz
05.02.14 - 01:00 Uhr

Von Jano Felice Pajarola

Mon/Filisur. – Am 28. Februar werden die sieben Gemeinden Alvaneu, Alvaschein, Brienz/Brinzauls, Mon, Stierva, Surava und Tiefencastel über ihre Fusion befinden. Die Abstimmungsbotschaft wird einen deutsch-romanischen Doppel-Gemeindenamen vorschlagen: Albula/Alvra. Das Ergebnis eines längeren Hin und Hers – und die gewählte Bezeichnung gibt trotzdem noch Anlass zu Kritik unter den Titel «Namenraub im Albulatal». Aber dazu später mehr.

Wie sollte die fusionierte Gemeinde heissen? Daniel Albertin, Vorsitzender der Fusionskommission, erinnert sich: «Zuerst dachte man an das romanische Alvra. Dann kamen die vor allem deutschsprachigen Gemeinden Surava und Alvaschein dazu, und man wechselte auf Albula. Schliesslich war als weiterer Fusionspartner das romanische Lantsch/Lenz in der Diskussion, und der Schwerpunkt lag wieder eher bei Alvra.» Inzwischen, nach einer öffentlichen Diskussion in Surava Mitte Januar mit Kontroversen zum Gemeindenamen, ist der Kompromiss Trumpf: Die Fusionskommission hat sich zu Albula/Alvra umentschieden. «Damit herrscht nun mittlere Unzufriedenheit für alle», meint Albertin trocken. So hoffe man eine Mehrheit für die Fusion zu finden.

«Willkür der politischen Akteure»

Einen anderen Aspekt bringt jetzt allerdings ein Nachbar aus dem oberen Albulatal ins Spiel. Er frage sich, ob jede neu entstehende Gemeinde «nach Willkür der politischen Akteure» einen Namen adaptieren dürfe, schreibt der Filisurer Andreas Wolfgang Schutz in einem Leserbrief in der aktuellen Ausgabe des Lokalblattes «Novitats». Die Verwendung des Begriffs «Albula» für Fluss, Pass oder Berg erstrecke sich immerhin über 50 Kilometer von Sils im Domleschg bis La Punt, nicht bloss über das Fusionsgebiet im mittleren Albulatal. Weder Lantsch/Lenz noch Schmitten, Filisur oder Bergün würden zur geplanten Gemeinde gehören. «Ist hier der vorgesehene Name bereits Programm?», fragt Schutz. Und dass nun neben Alvra auch noch das allgemein gebräuchliche Albula in Beschlag genommen werde, sei «störend». Der Kanton müsse eingreifen gegen diesen «Namenraub».

«Etwas starker Tobak»

Thomas Kollegger, Leiter des Amts für Gemeinden und selbst ein Albulataler, winkt jedoch ab. «Willkür ist etwas starker Tobak», findet er. «Es existieren gewisse Richtlinien für die Namensgebung.» Das Idiom müsse stimmen, es dürfe keine Verwechslungsgefahr mit anderen Gemeinden geben, der Name könne nicht länger als 24 Zeichen sein, und so weiter. Alles kein Problem bei Albula/Alvra. «In diesem Fall gibt es zudem auch einen Bezug zur Geografie und zur Zweisprachigkeit. Ich kann mir nicht vorstellen», so Kollegger, «dass die Regierung diesen Namen nicht genehmigen würde.»

Dass die Gemeindebezeichnung – wie von Schutz vermutet – Programm sein könne, das streiten weder Kollegger noch Albertin ab. «Zum kantonalen Förderraum Albula gehören auch Lantsch/Lenz, Schmitten, Filisur und Bergün», meint Kollegger nur. Und Albertin betont: «Aus meiner Sicht ist der jetzt geplante Fusionsschritt erst der Anfang.»

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