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30 Sekunden für die Sicherheit

Um 11.33 Uhr hat es ernst gegolten: 100 Kilogramm Sprengstoff explodierten an einem Hang über Sils im Domleschg. Die vorbeugende Sicherheitssprengung der Rhätischen Bahn (RhB) wurde nach drei Jahren Planungszeit Realität.

Südostschweiz
31.10.14 - 01:00 Uhr

Von Lorena Strub (Text) und Yanik Bürkli (Bilder)

Thusis/Sils i. D. – Nach dem Erkundungsflug des Helikopters, einigen Schallsignalen und dem Countdown von Sprengleiter Pascal Weber donnerte es. Insgesamt 600 Kubikmeter Gestein lösten sich gestern bei einer Sicherheitssprengung der Rhätischen Bahn (RhB). Einige Schaulustige hatten sich in der Nähe des Bahnhofs Thusis versammelt und verfolgten das Spektaktel aus sicherer Entfernung.

«Rein präventive Massnahme»

Hinter der «Felsnase» südlich von Sils war eine Kluft entdeckt worden, die aber keine akute Gefahr darstellte. Bei der Sprengung handle es sich deshalb um eine rein präventive Massnahme, betonte Christian Florin, Leiter der RhB-Infrastruktur. «In die Sicherheit muss investiert werden», beteuerte er. Die Sprengung gestern Vormittag selbst kostete 50 000 Franken. Die Kosten des gesamten Projekts belaufen sich hingegen auf total drei Millionen Franken, die laut Mitteilung vom Bündner Amt für Wald- und Naturgefahrern, von der RhB sowie von der Gemeinde Sils i. D. und dem kantonalen Tiefbauamt gemeinsam getragen wurden.

Umfangreiches Konzept

Ganze drei Jahre dauerte die Vorbereitungsphase der Sicherheitssprengung. Projektleiter Ralph Rechsteiner fasste vor versammelten Medien die verschiedenen Hürden zusammen, die es während dieser Zeit zu bewältigen galt.

Für die Umsetzung vor Ort war die Obwaldner Gasser Felstechnik AG zuständig. Deren Mitarbeiter bohrten während den letzten paar Wochen Dutzende Löcher mit einer Gesamtlänge von 200 Metern und füllten diese mit insgesamt 100 Kilogramm Sprengstoff. Zudem mussten im Vorfeld einige Bäume gefällt und 840 Meter Steinschutznetze rund um die Abbruchstelle aufgespannt werden. Auch musste das gesamte Gebiet im Voraus gesichert werden. Wanderer sollten nicht in Gefahr gebracht werden. Auch waren Verkehrsverbindungen – unter anderem die A13 – kurzfristig gesperrt. Dies nicht wegen Steinschlaggefahr, sondern weil Lenker falsch reagieren könnten, erklärte Rechsteiner.

Die Sprengzeit musste auch den Zugverbindungen angepasst werden. Nach Berechnungen hätten einige Brocken auf dem Gleis landen können. Alles in allem: ein riesengrosser Aufwand für nur 30 Sekunden «Show».

Alles verlief nach Plan

Schlussendlich verlief alles wie geplant. Lediglich für kurze Zeit bildete sich eine Steinstaubwolke, eine im Weg stehende Tanne fiel zudem den herabstürzenden Felsmassen zum Opfer.

Das losgelöste Gestein erreichte schliesslich nicht einmal die Sicherheitsnetze, sondern kam kontrolliert zum Stehen. Nur kurze Zeit später waren dann ein gelbes und ein oranges Pünktchen am Hang zu sehen: die Helme zweier Geologen. Ihre Aufgabe bestand darin, zu prüfen, ob allenfalls noch Nachsprengungen im Felsgebiet nötig seien, erklärte Projektleiter Rechsteiner auf Anfrage der «Südostschweiz».

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