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Schweizerische Nationalbank führt Negativzinsen ein

Gut drei Jahre nach Einführung des Euro-Mindestkurses verschärft die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Kampf gegen die Frankenstärke. Die Währungshüter führen Negativzinsen ein.

Südostschweiz
18.12.14 - 11:05 Uhr

Zürich/Bern. – Die Nationalbank wird die Girokonten, also die Guthaben der Banken bei der SNB, mit einem Satz von -0,25 Prozent verzinsen respektive belasten. Der Negativzins gilt ab 22. Januar 2015. Er wird nur auf jenem Teil des Giroguthabens erhoben, der einen bestimmten Betrag überschreitet. Der Freibetrag beträgt pro Kontoinhaber mindestens 10 Mio. Franken, wie die SNB am Donnerstag mitteilte.

Mit der Massnahme strebt die SNB an, dass ihr Leitzins in den negativen Bereich fällt. Daher dehnt sie das Zielband für den massgeblichen Dreimonats-Libor auf -0,75 bis 0,25 Prozent aus und erweitert es auf seine übliche Breite von einem Prozentpunkt. Seit 2011 betrug das Zielband 0 bis 0,25 Prozent. Der nur indirekt von der SNB steuerbare Dreimonatslibor notierte nahe Null.

Folgen für Bankkunden

Ob der Schritt der SNB indirekt auch bei den Spar- und Anlagekonten von Bankkunden zu negativen Zinsen führt, wird sich zeigen müssen. Experten gingen bislang davon aus, dass lediglich grössere Beträge betroffen sein könnten, weil sonst kleinere Guthaben abgezogen werden dürften.

Allerdings könnten die Banken versuchen, über höhere Gebühren und Spesen die Negativzinsen der SNB weiterzureichen. Zunächst waren keine Stellungnahmen von Banken erhältlich.

Der am Donnerstag verkündete Schritt der SNB ist eine Premiere. In den 1970er-Jahren wurden nur auf Guthaben von Ausländern Kommissionsbelastungen erhoben. Zudem waren diese vom Bundesrat verordnet.

Frankenanlagen weniger attraktiv

Die von Thomas Jordan präsidierte SNB begründet die Einführung von Negativzinsen mit der Frankenstärke: Der Schritt mache das Halten von Frankenanlagen weniger attraktiv und unterstütze damit den Mindestkurs.

Die SNB bekräftigte sogleich den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro und ihre Bereitschaft, wenn nötig unbeschränkt Devisen zur Durchsetzung zu kaufen.

Der Mindestkurs bleibe das zentrale Instrument, um eine unerwünschte Verschärfung der monetären Rahmenbedingungen durch eine Aufwertung des Frankens zu verhindern. In den letzten Tagen hätten verschiedene Faktoren zu einer stärkeren Nachfrage nach sicheren Anlagen geführt. Noch vergangene Woche hatte die SNB bei ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung auf eine Kursverschärfung verzichtet.

Unmittelbar nach der Ankündigung kletterte der Euro auf 1,2080 Fr. an. In den letzten Tagen hatte er an der Marke von 1,2010 Fr. geklebt und damit nahe am Mindestkurs. Bis gegen 10 Uhr verpuffte ein Teil des Effektes, der Euro notierte bei noch 1,2040 Franken. (sda)

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