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Rubel wird mit Devisenverkauf gestützt

Die Wirtschafts- und Währungskrise in Russland spitzt sich zu: Ökonomen erwarten einen tiefen Fall der Wirtschaft. Derweil geben Regierung und Notenbank kräftig Gegensteuer.

Südostschweiz
17.12.14 - 18:44 Uhr

Moskau. – Angesichts des dramatischen Wertzerfalls des Rubels wirft die russische Regierung ihre milliardenschweren Währungsreserven auf den Markt. «Wir verkaufen so viel wie nötig ist», sagte ein Behördensprecher der Agentur Interfax in Moskau. Bis zu 7 Milliarden Dollar könnten für entsprechende Finanzoperationen eingesetzt werden, hiess es.

In den Wochen zuvor hatte bereits die russische Zentralbank Milliarden an Devisenreserven verkauft. In der Nacht auf Dienstag wurde auch der Leitzins erhöht.

Dann doppelte die Notenbank mit einer Reihe weiterer Massnahmen nach. Mit den eher technischen Schritten soll unter anderem der Zugang zu ausländischen Währungen erleichtert werden. Ausserdem sollen Banken vor Bilanzverlusten bewahrt werden, die ihre Finanzstärke beeinträchtigen würden.

«Die Regierung und die Zentralbank haben gemeinsam mit ernsthaften Schritten begonnen, diese Orgie auf dem Devisenmarkt anzuhalten», erklärte der Wirtschaftsberater von Präsident Wladimir Putin, Andrej Beloussow, der Agentur Interfax zufolge. Nach dem rasantem Einbruch stabilisierte sich der Verlauf des Rubelkurses im Verlauf Tages etwas.

Der Dollar notierte gemessen am Rubel am Nachmittag rund drei Prozent schwächer bei rund 66 Rubel. Am Dienstag hatte 1 Dollar zeitweise knapp 80 Rubel gekostet.

Ölpreiszerfall drückt auf Währung

Am Vortag war es zu panikartigen Verkäufen des russischen Währung gekommen, die seit Monaten wegen des Ölpreisverfalls unter Druck steht. Eine massive Zinserhöhung der Zentralbank verpuffte vorerst. Der Wertverlust des Rubels seit Jahresanfang betrug mehr als 50 Prozent.

Der schwache Rubel schmälert auch die Einnahmen ausländischer Unternehmen, die in Russland Geschäfte machen: Apple beispielsweise stoppte den Onlineverkauf seiner iPhones und iPads in Russland, um die Preise anzupassen.

Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew sagte derweil, die Rubelkrise sei zum Grossteil «Psychologie». Präsident Putin wird seinem Sprecher zufolge an diesem Donnerstag während seiner alljährlichen grossen Pressekonferenz wohl auch über die Wirtschaft des Landes sprechen. Eine ausserordentliche Stellungnahme zuvor - etwa zur Rubelschwäche - plane Putin nicht.

Auch die EU-Kommission zeigte sich «sehr besorgt» über den Verfall des Rubels und die Wirtschaftskrise in Russland. Unmittelbar vor dem EU-Gipfel in Brüssel hiess es aus Kommissionskreisen, niemand habe Interesse daran, dass die russische Wirtschaft in eine tiefe Depression stürze. (sda)

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