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Laut Hanspeter Häni sind Bankkunden kritischer geworden

Noch immer behandelt der Schweizer Bankenombudsmann mehr Anfragen besorgter oder verärgerter Kunden als vor der Finanzkrise. Die Zahl der Fälle hat sich allerdings im vergangenen Jahr mehr als halbiert.

Südostschweiz
05.07.11 - 17:04 Uhr

Zürich. – Nach über 4700 Anfragen im 2009 gingen im vergangenen Jahr über die Schreibtische von Hanspeter Häni und seinen Mitarbeitern noch knapp 2000 Fälle. Um Vorkrisenniveau zu erreichen, müsste das Niveau auf etwa 1500 abschliessend behandelte Anfragen zurückgehen.

Die Bearbeitung der Fälle sei aber intensiver geworden, resümierte Häni am Dienstag vor den Medien in Zürich. Häni, der zwischen Kunden und Banken vermittelt, stellte fest: «Wir haben den Eindruck, dass Kunden unsere Antwort mehr als früher hinterfragen, dies natürlich insbesondere, wenn unsere Beurteilung zugunsten der Bank ausfällt.»

Bei rund einem Drittel der Anfragen sei er bei den Banken vorstellig geworden, sagte Häni. In 20 Prozent dieser Fälle habe er bei den Finanzhäusern auf eine Korrektur pochen müssen. In vier von fünf Fällen hätten die Banken eingelenkt, berichtete Häni.

Im Streit zwischen Kunden und Banken ging es laut Häni um «substantielle» Beträge: In 62 Prozent der abgeschlossenen Fälle habe sich die fragliche Summe auf 1001 bis 100'000 Franken belaufen. Bei 17 Prozent ging es um mehr als eine halbe Million Franken.

Auf die Banken einzuprügeln, sei aber nicht seine Aufgabe, sagte Häni. Der Ombudsmann, dessen Aufgabe nach eigen Worten in einem zum Teil mühsamen Ringen um Lösungen besteht, will auch keine Spruchkompetenz. Die Rolle des Vermittlers vertrage sich schlecht mit der Rolle des Richters, sagte Häni. Er wolle keinem «Beinahe-Gericht» vorstehen.

Vorbei ist für Häni die Finanzkrise trotz starkem Abflauen der Anfragen nicht. Ein grosser Teil der Fälle im Jahr 2010 habe immer noch die Folgen der Krise betroffen, sagte Häni. Besonders der Kollaps der US-Bank Lehman Brothers beschäftigt die Ombudsstelle weiter.

Kunden, deren Geld nicht gemäss des mit der Bank vereinbarten Anlagestils investiert worden seien oder Kunden, um deren Vermögen zu grösse Klumpenrisiken lauerten, beschäftigten ihn weiterhin, sagte Häni. (sda)

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