×

Klausner – Ein Sanierungsfall kauft Emser Sägewerk

Die Klausner-Gruppe musste vor Jahresfrist auf Druck ihrer Gläubiger drei Sägewerke in Deutschland verkaufen. Nur ein Jahr später schnappt sie ihrem Konkurrenten der Egger-Gruppe das Grosssägewerk in Domat/Ems vor der Nase weg.

Südostschweiz
28.06.11 - 19:19 Uhr

Von Stefan Bisculm

Domat/Ems. – Nicht Gerald Schweighofer und nicht die Egger-Gruppe, sondern die Klausner Holz Thüringen GmbH übernahm an der Versteigerung für den Kaufpreis von 20,05 Millionen Franken das insolvente Grosssägewerk in Domat/Ems. Hinter dem deutschen Grosssägewerk, das 480 Mitarbeiter beschäftigt und eine Einschnitt-Kapazität von 2,2 Millionen Kubikmeter aufweist, steckt die österreichische Klausner Gruppe.

Absturz nach Expansion

In Sägerkreisen ist die Klausner Gruppe und insbesondere ihr Chef Fritz Klausner berühmt und auch ein wenig berüchtigt. Der Tiroler Unternehmer hatte seine Sägewerkgruppe gemäss der österreichischen Zeitung «Wirtschaftsblatt» bis zum grössten privaten Sägekonzern Europas hochgefahren, bevor die US-Marktschwäche der Expansion ein jähes Ende setzte. Auf Druck der Gläubigerbanken musste die Klausner-Gruppe einen harten Restrukturierungskurs fahren. Fritz Klausner wurde faktisch von den Banken entmachtet und zwei der fünf Standorte verkauft.

Das russische Sägewerkunternehmen Ilim Timber Industries hatte im letzten Jahr die deutschen Werke in Wismar und Landsberg zum Kaufpreis von 150 Millionen Franken übernommen. Im niedersächsischen Werkstandort Adelebsen verkaufte die Klausner-Gruppe zudem ihre Maschinen und Anlagen an den schwedischen Forstkonzern Södra. Der Erlös aus dem Verkauf der Sägewerke wurde zur Tilgung der Finanzverbindlichkeiten der Unternehmensgruppe verwendet.

Egger ein Nachbar von Klausner

Den Bau des Grosssägewerks in Wismar an der Ostsee hatte sich die Klausner-Gruppe 1999 von den Deutschen mit 35 Prozent subventionieren lassen. Von der Subventionsfreude der Deutschen profitierte auch die Tiroler Egger-Gruppe, die in Domat/Ems für den Weiterbetrieb der Anlagen sorgen wollte. Egger liess neben der Grosssägerei in Wismar zwei Faserplattenwerke errichten und bezog die nötigen Sägespäne vom Nachbarn.

In Sägerkreisen heisst es, dass auch die Egger-Gruppe im letzten Jahr Interesse am Kauf des Werks in Wismar hatte, dann aber gegen die russische Konkurrenz den Kürzeren zog. Nachdem die Klausner-Gruppe im letzten Jahr noch ein Sanierungsfall war, schnappte sie nun am Montag der Egger-Gruppe und der Schweighofer-Gruppe die Anlagen in Domat/Ems vor der Nase weg. Der Holzverband Schweiz kommentierte heute den Ausgang der Versteigerung in einem internen Papier mit den Worten: «Ob alle Entscheidungen in der Holzbranche rational gefällt wurden, darf einmal mehr hinterfragt werden.»

Die Anlagen in Domat/Ems müssen in den nächsten sechs Monaten abgebaut werden. Die Klausner-Gruppe hat bisher nicht kommuniziert, wo sie die Anlagen wieder aufbauen wollen. Man werde erst in den nächsten Tagen über das weitere Vorgehen informieren, liess die Pressesprecherin der Gruppe ausrichten.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR