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Implenia mit weniger Gewinn als im Vorjahr

Die jahrelange Rekordjagd von Implenia ist zu Ende: Der grösste Schweizer Baukonzern ist in ein Ergebnisloch der Sparte Buildings gefallen, die wegen Fehleinschätzungen der Vergangenheit einen Verlust einfuhr. Der Rückschlag ist im zweiten Halbjahr nicht mehr aufholbar.

Südostschweiz
21.08.14 - 15:14 Uhr

Dietlikon ZH. – Damit werde Implenia das Rekordergebnis des Vorjahres 2013 nicht mehr erreichen, sagte Konzernchef Anton Affentranger am Donnerstag vor den Medien und Analysten in Dietlikon ZH. Damals hatte der Baukonzern bei einem Umsatz von 3,06 Mrd. Fr. einen Betriebsgewinn (EBIT) 115,6 Mio. Fr. erzielt. Unter dem Strich verdiente der Schweizer Branchenprimus 82,6 Mio. Franken.

Die Sparte Buildings, die komplexe Gebäude plant, deren Bau koordiniert und ihn auch vollständig durchführt, musste einmalige Ergebniskorrekturen vornehmen. Schuld seien Bauprojekte in der Westschweiz, die sich bei der Neuüberprüfung als zu wenig rentabel erwiesen hätten. Zudem habe man die Disziplin bei der Umsetzung schleifen lassen, sagte Affentranger.

Verluste eingefahren

Implenia habe Risiken bei Bauaufträgen übernommen, die der Konzern eigentlich hätte ablehnen müssen. Diese seien nach dem Führungswechsel in der Romandie vor einigen Monaten ans Licht gekommen. «Einige Leute, die an den Projekten gearbeitet haben, sind nicht mehr da», sagte Affentranger. Insgesamt hat Implenia durch die Sünden der Vergangenheit gut 10 Mio. Fr. verloren.

Dies riss die Sparte Buildings mit 1,2 Mio. Fr. in die Verlustzone. Im Vorjahr hatte Implenia hier noch einen Betriebsgewinn von 7 Mio. Fr. erzielt. Der Flop schlug auf die Konzernrechnung durch, wie Implenia bereits vor einem Monat gewarnt hatte.

Bei einem stabilen Umsatz von 1,413 Mrd. Fr. tauchte der Betriebsgewinn im ersten Halbjahr um 12,2 Prozent auf 26,4 Mio. Franken. Der Reingewinn sackte gar um ein Fünftel auf 17 Mio. Fr. ab.

Allerdings muss man die Kirche im Dorf lassen. Der operative Gewinn ist immer noch das drittbeste Halbjahresresultat der Firmengeschichte.

Erster Gewinnknick der Geschichte

Der Rückstand auf das Rekordergebnis von 2013 ist aber zu gross, um im zweiten Halbjahr noch aufholbar zu sein, auch wenn dieses stärker ausfallen sollte. Das wäre der erste Gewinnrückgang in einem Gesamtjahr, seit der grösste Baukonzern der Schweiz im Jahre 2006 aus der Fusion der Genfer Zschokke mit der Basler Batigroup entstand.

Indes erwartet Implenia nach wie vor ein operatives Ergebnis von über 100 Mio. Fr. im Gesamtjahr 2014. Finanzchef Beat Fellmann hatte im Februar im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda noch mit einem Betriebsgewinn von 120 Mio. bis 125 Mio. Fr. für 2014 gerechnet.

Die übrigen Sparten von Implenia haben die Vorjahresergebnisse im ersten Semester erreicht oder gar übertroffen. Der Bereich Immobilienentwicklung knüpfte mit 14,3 Mio. Fr. an den operativen Rekordgewinn des vergangenen Jahres an. Besonders dynamisch war der Geschäftsverlauf in den Regionen Zürich und Genfersee.

Tunnelgeschäft tritt ins Tal der Tränen

Die Modernisierungssparte habe einen gewaltigen Schub erhalten, sagte Affentranger. Das Tunnelgeschäft konnte den EBIT mit 5 Mio. Fr. nochmals auf Vorjahreshöhe halten, tritt aber nun «ins Tal der Tränen», wie Fellmann sagte. Denn in der zweiten Jahreshälfte kommen keine Erträge mehr aus dem Neat-Bau mehr herein. So sei im zweiten Semester mit einem deutlichen Ergebnisrückgang zu rechnen.

Hoffnungsträger von Implenia ist der Semmering-Eisenbahntunnel in Österreich, der einst die beiden Bundesländer Niederösterreich und Steiermark verbinden soll. Auch das Baugeschäft in der Schweiz und das Infrastrukturgeschäft in Norwegen laufe gut, hiess es weiter. (sda)

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