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Holcim will sich aus Krisenland Spanien verabschieden

Nach jahrelanger Talfahrt zieht Holcim im Krisenland Spanien die Notbremse. Der grösste Zementkonzern der Welt übergibt die Mehrheit an seinem dortigen Geschäft an den Konkurrenten Cemex. Für mindestens fünf Jahre bleibt Holcim noch mit 25 Prozent am gemeinsamen Geschäft beteiligt.

Südostschweiz
28.08.13 - 15:14 Uhr

Zürich. – Danach ist Schluss. «Es ist unsere Absicht, vollständig aus Spanien auszusteigen», sagte Holcim-Chef Bernard Fontana am Mittwoch in einer Telefonkonferenz.

Wegen der Banken- und Immobilienkrise ist die Baubranche und mit ihr der Zementabsatz in Spanien in den letzten Jahren kollabiert. Wurden 2007 noch 57 Mio. Tonnen Zement verkauft, beträgt die Nachfrage jetzt noch knapp 11 Mio. Tonnen.

Auf diesen Absturz reagierte Holcim mit tiefen Einschnitten. Bereits Fontanas Vorgänger Markus Akermann machte 2008 ein Zementwerk dicht. Fontana selber schloss zwei Zementwerke. Alleine in den letzten eineinhalb Jahren wurden in Spanien gut 500 Stellen gestrichen.

Trotz dieser Rosskur ist Holcim immer noch viel zu gross. Von der Gesamtkapazität von 3,5 Mio. Tonnen sei derzeit nicht einmal ganz die Hälfte ausgelastet, sagte Fontana. Um den Zement loszuwerden, geht die Hälfte der Produktion in Spanien in den Export.

Rote Zahlen

Auch nach der Restrukturierung erreiche Holcim beim operativen Ergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) nur knapp die Gewinnschwelle, sagte Fontana: Das sei auf die Dauer keine tragbare Lage für das Unternehmen. Im ersten Halbjahr 2013 sackte der Zementabsatz um weitere 12 Prozent ab. Die Zuschlagsstoffe brachen gar um über ein Drittel ein.

Durch die Zusammenlegung der Geschäftsaktivitäten mit Cemex könne Holcim Mehrwert für sein Spanien-Geschäft schaffen und von Synergien profitieren, hiess es. Betroffen davon seien 700 Mitarbeiter, die zum mexikanischen Konzern wechseln würden, der seinerseits 1100 Angestellte in Spanien habe, sagte Fontana.

Insgesamt übernimmt Cemex die Mehrheit an 3 Zementwerken, einer Zementmahlanlage, 30 Standorten für Zuschlagsstoffe und 57 Transportbetonwerken.

Expansion in Nordrhein-Westfalen

Auch aus Tschechien zieht sich Holcim zurück. Cemex werde ein Zementwerk, 4 Standorte für Zuschlagsstoffe und 17 Transportbetonwerke übernehmen. Damit würden 500 Angestellte zu den Mexikanern wechseln, sagte Fontana.

Im Gegenzug übernimmt Holcim von Cemex das Geschäft in Westdeutschland mit einem Zementwerk, 2 Zementmahlanlagen, einer Hüttensandproduktion, 22 Standorten für Zuschlagstoffe und 79 Transportbetonwerken. Diese Aktivitäten würden mit dem bestehenden Geschäft von Holcim in Norddeutschland verbunden, hiess es weiter. Zudem ergänzten sie die Holcim-Werke in Belgien und Frankreich.

In Deutschland stossen 850 Mitarbeiter von Cemex zu Holcim, die aber nicht alle weiterbeschäftigt werden dürften. «Wir brauchen nicht zwei Firmenzentralen», sagte Finanzchef Thomas Aebischer. Ausgewählten Cemex-Mitarbeitern werde man eine neue Stelle anbieten, sagte Fontana, ohne Details nennen zu wollen.

Insgesamt bezahle Holcim an Cemex für die Gesamttransaktion 70 Mio. Euro in bar. Durch die Transaktionen erwarte man einen zusätzlichen EBITDA von mindestens 20 Mio. Euro jährlich, sagte Fontana weiter. Der Deal findet im Rahmen des konzernweiten Sparprogramms statt, mit dem der Holcim-Chef bis Ende 2014 den Betriebsgewinn gegenüber 2011 um mindestens 1,5 Mrd. Fr. steigern will. (sda)

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