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EZB senkt Leitzins auf 0,75 Prozent

Das Geld im Euro-Raum ist so billig wie nie - zumindest für Banken: Im Kampf gegen Schuldenkrise und Konjunkturflaute hat sich die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag zu einer historischen Zinssenkung durchgerungen.

Südostschweiz
05.07.12 - 18:56 Uhr

Frankfurt. – Der Rat der EZB senkte den Leitzins für die Währungsunion von 1,0 auf 0,75 Prozent. Damit liegt der Leitzins erstmals seit der Einführung des Euro 1999 unter einem Prozent.

EZB-Präsident Mario Draghi begründete die an den Börsen weithin erwartete Zinssenkung mit der schwachen konjunkturellen Verfassung zahlreicher Länder in der Euro-Zone. Zugleich sei die Teuerung in den Mitgliedsländern in jüngster Zeit auf dem Rückmarsch und dürfte spätestens 2013 die von der EZB angepeilte Marke von knapp zwei Prozent unterschreiten.

«Das Wirtschaftswachstum bleibt weiterhin schwach und die erhöhte Unsicherheit belastet das Vertrauen», sagte Draghi. Entsprechend sei der Entscheid im EZB-Rat «einstimmig in jeder Hinsicht» gefallen, sagte der Italiener. Der seit seinem Amtsantritt im vergangenen November hat Draghi die Zinsen damit bereits drei Mal gesenkt und gut eine Billion Euro in den Finanzsektor gepumpt hat.

Die Konjunktur zusätzlich anschieben wollen die Währungshüter mit einer weiteren Massnahme: Der EZB-Rat senkte auch den so genannten Einlagezinssatz, den Zins, den Banken von der EZB gutgeschrieben bekommen, wenn sie Geld bei ihr parken.

Der Einlagezins liegt neu erstmals bei 0,00 Prozent, zuvor waren es 0,25 Prozent gewesen. Damit lohnt es sich für Banken überhaupt nicht mehr, Milliarden kurzfristig bei der Notenbank zu parken.

Die Währungshüter erhoffen sich von dem Entscheid, dass die billigen Zentralbank-Milliarden bei Unternehmen und Konsumenten ankommen und so für Investitionen und Konsum sorgen. Zuletzt parkten die nach wie vor verunsicherten Finanzinstitute lieber gigantische Summen bei der EZB.

Es brauche Zeit, bis die Billionen, die sich Banken von der EZB borgten, in der Wirtschaft ankämen, sagte Draghi. «Der Umfang und die Komplexität der Geschäfte sind so gross, dass man nicht mit einer unmittelbaren Reaktion rechnen kann.»

Auch für kurzfristigen Kredit von der Notenbank müssen die Banken künftig weniger zahlen: Die EZB senkte den entsprechenden Zinssatz von 1,75 auf 1,5 Prozent. (sda)

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