×

Die Europäische Zentralbank belässt Leitzins bei 1,5 Prozent

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat angesichts der akuten wirtschaftlichen Unsicherheiten ein Innehalten vor neuen Leitzinsanhebungen angedeutet. In seiner Sitzung am Donnerstag in Frankfurt am Main liess der EZB-Rat die Leitzinsen für den Euroraum unverändert.

Südostschweiz
08.09.11 - 19:46 Uhr

Frankfurt/Main. – Der wichtigste Satz, zu dem sich die Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen, bleibt bei 1,5 Prozent.

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet erklärte, seit dem vergangenen Monat habe der EZB-Rat seine Einschätzung in wesentlichen Punkten verändert: Die Risiken für das Wirtschaftswachstum seien nicht mehr ausgewogen, sondern nach unten gerichtet. Zugleich werde nur noch ein «sehr moderates» Wachstum in der zweiten Jahreshälfte erwartet. Andererseits sei das Inflationsrisiko nicht mehr aufwärtsgerichtet, sondern ausgewogen.

Analysten übersetzen diese Formulierungen in die Aussage, dass eine eigentlich noch für dieses Jahr erwartete Anhebung des Leitzinses um weitere 0,25 Prozent ausbleiben dürfte. Trichet betonte aber auch, dass die Euro-Hüter nie im Voraus festgelegt seien. «Wir schauen uns die Situation an und handeln entsprechend», sagte er.

Zugleich mahnte Trichet die Regierungen der Euro-Problemstaaten, aber auch der anderen Länder, die überhöhten Staatsschulden abzubauen. Um Vertrauen wiederherzustellen, Wachstumsaussichten und die Chancen auf neue Arbeitsplätze zu verbessern, müssten die Regierungen energisch substanzielle und tiefgreifende Strukturreformen verwirklichen.

Im April und im Juli hatte die EZB den sogenannten Hauptrefinanzierungssatz in zwei Schritten um je 0,25 Prozentpunkte angehoben, um die anziehende Teuerung zu bremsen. Inzwischen haben die Ökonomen der EZB ihre Vorhersagen nach unten korrigiert. Demnach soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Eurozone in diesem Jahr nur noch zwischen 1,4 und 1,8 Prozent wachsen, im nächsten Jahr zwischen 0,4 und 2,2 Prozent.

Im Juni hatten die Ökonomen noch zwischen 1,5 und 2,3 Prozent für 2011 und 0,6 bis 2,8 Prozent für 2012 vorausgesagt. Die Teuerungsraten sehen die Prognosen nun für 2011 unverändert zwischen 2,5 und 2,7 Prozent, für 2012 zwischen 1,2 Prozent und 2,2 Prozent, was im Vergleich zu Juni eine Einengung der damals zwischen 1,1 und 2,3 Prozent angesetzten Spanne bedeutet. (sda)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR