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Della Santa Transporte AG Landquart bezahlt Löhne neu in Euro

Im Südtessin gibt es nach Gewerkschaftsangaben über ein Dutzend Firmen, die nach dem Ende des Euro-Mindestkurses Massnahmen aufgegleist haben, Löhne zu senken oder diese in Euro auszuzahlen. Dreist agierte eine Bündner Transportfirma, die ihre Mitarbeiter via SMS informierte, dass Löhne künftig in Euro bezahlt werden.

Südostschweiz
29.01.15 - 19:23 Uhr

Landquart. – «Lohnsenkungen und die Auszahlung von Euro-Löhnen gefährden das Lohnniveau. Sie bremsen den Binnenkonsum und sind damit ein Schritt in die Krise», stellt Mathias Regotz, Vizepräsident der Gewerkschaft Syna, fest. Sie widersetze sich nicht grundsätzlich Lohnsenkungen, Transparenz sei jedoch notwendig. Massnahmen müssten aber kontrolliert werden und befristet sein.

Besonders unter Druck geraten sind in den letzten Tagen die Löhne in Grenzregionen. Die Tessiner Partnergewerkschaft Organizzazione Cristiano-Sociale Ticinese hat nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank festgestellt, dass zehn bis 15 Tessiner Arbeitgeber unverzüglich Massnahmen zur Lohnsenkung ergriffen haben. Es handelt sich um Firmen, die keinem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) unterstellt sind.

Grenzgänger und Einheimische

Scharf kritisiert wird von Syna namentlich die italienische Fabbri Group, die im Tessin einen Produktionsstandort hat. Die Firma, die Maschinen und Folien für Lebensmittelverpackungen herstellt, hat nach dem SNB-Entscheid die Löhne für Grenzgänger um 15 Prozent und diejenigen für Einheimische um fünf Prozent gesenkt. Die Arbeitsverträge seien individuell, ohne das die Arbeitnehmervertretung involviert gewesen wäre, für sechs Monate geändert worden, stellt die Gewerkschaft fest.

Das Vorpreschen von Firmen ohne den Einbezug von Arbeitnehmervertretungen oder Gewerkschaften sei ein Missbrauch. «Es wird versucht, Mitarbeiter zu übertölpeln, indem gesagt wird, die Firma ist gefährdet», so Regotz. Er erinnerte daran, dass viele Firmen derzeit von günstigeren Rohstoffimporten profitierten. Der tiefe Ölpreis federe zudem den Schock der Aufhebung des Mindestkurse ab. Es gebe Firmen, die jetzt unter dem Strich besser fahren würden.

Mitarbeiter-Info per SMS

Illegal und völlig unverständlich ist das Vorgehen der Della Santa Transporte AG in Landquart. Die Transportfirma hat, wie die Gewerkschaft belegen kann, ihren Beschäftigten via SMS mitgeteilt, dass sie umgehend die IBAN-Nummer für ein Eurokonto melden sollen, damit ihnen der Monatslohn überwiesen werden kann.

Da die Grenzgänger bei gleicher Lohnzahlung eine Lohnerhöhung um 20 Prozent hätten, würden nun neue Verträge mit einem Umrechnungskurs von 1,22 abgeschlossen, erklärte Geschäftsführer und Inhaber Romano Della Santa auf Anfrage. Die Beschäftigten würden immer noch davon profitieren, dass die Kinderzulagen in Franken ausbezahlt würden.

Das Unternehmen erzielt rund die Hälfte des Umsatzes in Euro. Der derzeitige Wechselkurs ist nach Angaben des Geschäftsführers für die Firma existenzbedrohend. Della Santa stellte fest, dass voraussichtlich Stellen abgebaut werden müssten. Della Santa Transporte wurde 1978 gegründet und beschäftigt 100 Mitarbeitende, davon nach eigenen Angaben eine grössere Anzahl italienischer Grenzgänger.

Euro-Löhne nicht grundsätzlich verboten

Nach einem Entscheid der zivilrechtlichen Beschwerdekammer des Tessiner Appellationsgerichts vom vergangenen Sommer ist die Auszahlung des Lohnes in Fremdwährung nicht grundsätzlich verboten. Das Gericht hielt aber fest, dass es das Freizügigkeitsabkommen nicht erlaube, Grenzgänger anders zu behandeln als ansässige Arbeitnehmer. Das gelte für die Arbeitskonditionen ebenso wie für die Bezahlung. (sda)

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