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Asien befürchtet «Ansteckung» bei Euro-Krise

Asiatische Politiker haben am WEF in Davos die Europäer zu schnellem und entschiedenem Handeln gegen die Schuldenkrise aufgerufen. Denn die Ansteckungsgefahr der Euro-Krise für den Rest der Welt sei gross.

Südostschweiz
28.01.12 - 15:03 Uhr

Davos. – Trotz der guten Wirtschaftsaussichten und der gesunden Staatsfinanzen asiatischer Länder zeigte sich der Regierungschef von Hongkong, Donald Tsang, besorgt: «Ich bin seit vier Jahrzehnten im öffentlichen Dienst tätig, aber ich habe nie mehr Angst für die Welt im derzeitigen Zustand gehabt als jetzt», sagte Tsang am Samstag in einer Podiumsdiskussion am Weltwirtschaftsforum (WEF).

Die Krise sei heute sehr viel ernster als die Krisen in den 1980er oder 1990er Jahren. Die asiatische Krise der 1990er sei im wesentlichen eine asiatische Angelegenheit gewesen, sagte Tsang. 2008 hätten indes zwei Tage nach Irland, Länder rund um den Globus ihre Banken stützen müssen.

Die Ansteckungsgefahr sei heute viel grösser als früher. «Niemand ist mehr immun. Weder die reichen noch die armen, noch die Schwellenländer», sagte die neue Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde.

Die Hongkonger Banken hätten zwar kaum europäische Staatsanleihen, sagte Tsang. Aber es stelle sich die Frage, wie es bei den Gegenparteien und bei den Kunden aussehe. «Wenn es einen Crash gibt, wissen wir nicht, wie sich das auf uns auswirkt.»

2012 sei ein entscheidendes Jahr. In den USA dürften keine radikalen Lösungen mehr vor den Präsidentschaftswahlen ergriffen werden. Und Europa müsse schnell und entschieden handeln. Nur so könne man Vertrauen wieder herstellen, sagten Tsang und der japanische Wirtschaftsminister Motohisa Furukawa.

Vor zwei Monaten hätte man die Griechenlandkrise wahrscheinlich mit einem Schuldenschnitt von 30 Prozent lösen können. Heute verhandle man über einen Schuldenschnitt der Privatgläubiger von 40 oder gar 70 Prozent.

Eine weitere Lehre aus der Asienkrise sei, dass man die Schulden schnell und radikal abbauen müsse. Zudem müsse man für die kleinen und mittleren Unternehmen Sorge tragen, um Arbeitsplätze zu erhalten. Man müsse Bankkredite garantieren, damit die Firmen Geld zur Verfügung hätten.

Zudem müssten die Staaten schauen, dass die Armen überleben könnten und Geld hätten, ihre Rechnungen zu zahlen. Dazu sollten die Regierungen Konjunktur-Ankurbelungsprogramme auflegen. (sda)

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