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Jetzt warnen auch die Banker

Nach dem Beratungsunternehmen Wüest Partner erwarten auch die Banken gewisse Preiskorrekturen beim Wohneigentum in Chur. Die Architekten sehen es anders.

Olivier
Berger
01.05.17 - 06:00 Uhr
Wirtschaft
Wohneigentum könnte in nächster Zeit günstiger werden.
Wohneigentum könnte in nächster Zeit günstiger werden.
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In Chur ist in den vergangenen Jahren zu viel Wohneigentum gebaut worden, das zu hohen Preisen gehandelt wird: Nachdem das Zürcher Beratungsunternehmen Wüest Partner mit dieser Aussage hat aufhorchen lassen, doppelt nun die Graubündner Kantonalbank (GKB) nach. «Die GKB beurteilt die Situation grundsätzlich ähnlich wie Wüest Partner», sagt Siegfried Cadonau, Leiter Schätzungswesen.

Preissenkungen drohen

Insbesondere teile die GKB die Einschätzung von Wüest Partner,  dass «leichte Preiskorrekturen nach unten nicht unwahrscheinlich sind», so Cadonau. «Die Gründe dafür sind im Prinzip von Angebot und Nachfrage zu finden.» Cadonau bestätigt damit die These im Immo-Monitoring von Wüest Partner. Diese besagt, dass das Bevölkerungswachstum in Chur mit der Bautätigkeit nicht Schritt hält.

Noch sei die Nachfrage in Chur vorhanden, sagt Petra Kamer, designierte Vorsitzende der Bankleitung der Raiffeisenbank Bündner Rheintal. «Allerdings halten auch wir Korrekturen beim Preis für möglich.» Dass die Preise für Wohneigentum in Chur in den vergangenen Jahren gestiegen seien, sei eine Tatsache.

Wenn überhaupt, wird es moderate Preisanpassungen geben.

Petra Kamer, Raiffeisenbank Bündner Rheintal

Von einem eigentlich Zusammenbruch des Wohneigentum-Markts in Chur geht Kamer allerdings nicht aus. «Wenn überhaupt, wird es moderate Preisanpassungen geben.»

Churer Nachholbedarf

Nicht an die Wüest-Partner-These vom überhitzten Churer Immobilienmarkt glaubt dagegen Michael Schumacher. «Die Preise für Wohneigentum sind derzeit nicht unter Druck», sagt der Mitinhaber des Churer Büros Ritter Schumacher Architekten. «Ich gehe auch nicht davon aus, dass es demnächst zu Preissenkungen kommt.»

Für seine Zuversicht nennt Schumacher einen Grund. «Der Flächenbedarf pro Person ist in Graubünden immer noch tiefer als in der übrigen Schweiz.» Im Rest des Landes beanspruche eine durchschnittliche Person deutlich mehr Wohnraum als im Kanton. «Hier besteht für die Bündnerinnen und Bündner immer noch ein gewisser Nachholbedarf.»

Gefahren für die Hypothekarguthaben der Bank hätten laut GKB-Fachmann Cadonau übrigens auch allfällig sinkende Preise nicht. Das Bewertungssystem der Bank reagiere sehr rasch auf neue Entwicklungen. «Wir sind somit immer nahe am Puls.»

Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte». Mehr Infos

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