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Droht der «Quotidiana» das Aus?

Kurz nach den Feierlichkeiten zum 20-Jahr-Jubiläum der «Quotidiana» steht die romanische Tageszeitung vor dem Aus. Somedia möchte das Defizit nicht länger tragen. Die ANR kann die Zeitung nicht finanzieren.

Südostschweiz
29.03.17 - 08:15 Uhr
La Quotidiana
Martin Cabalzar, Chefredaktor der romanischen Zeitung «La Quotidiana». Bild Yanik Bürkli
Martin Cabalzar, Chefredaktor der romanischen Zeitung «La Quotidiana». Bild Yanik Bürkli

von Denise Erni

Die Freude vor knapp zwei Wochen war gross bei Somedia-Verleger Hanspeter Lebrument, CEO Andrea Masüger, «Quotidiana»-Chefredaktor Martin Cabalzar, Regierungsrat Martin Jäger und Isabelle Chassot vom Bundesamt für Kultur sowie weiteren offiziellen Vertreten aus Politik und Kultur, welche das 20-Jahr-Jubiläum der romanischen Tageszeitung «Quotidiana» feierten.

Die Ernüchterung bei Regierungsrat Martin Jäger und Martin Gabriel, Präsident der romanischen Nachrichtenagentur ANR, einige Tage später war dann aber ebenso gross. Denn sie bekamen Post aus dem Hause Somedia.

Der Staat ist nicht dazu da, eine Zeitung herauszugeben.

Martin Jäger, Regierungsrat

Post von Somedia

In einem Brief teilten ihnen CEO Masüger und Geschäftsführer Silvio Lebrument mit, dass «aus Sicht der Somedia die ‘Quotidiana’ unter den gegebenen Strukturen nicht mehr weiterbetrieben werden könne». Sprich, dass Somedia, wozu  auch die «Südostschweiz» gehört, die Kosten, welche sich laut Lebrument im sechsstelligen Bereich bewegen, für die «Quotidiana» nur noch bis Ende Jahr übernehme. Danach werde die Zeitung eingestellt. «Wir sind nicht bereit, das Defizit länger zu übernehmen. Aus diesem Grund möchten wir, dass die ANR

für die Redaktion aufkommt», sagt Lebrument. «Somedia werde weiterhin für das Layout, den Druck sowie Vertrieb zuständig sein und diese Kosten übernehmen. «Dann würde es eine Nullsummenrechnung geben», so Lebrument.

Hoffen auf Lösung

Alles andere als begeistert über diesen Vorschlag vonseiten Somedia zeigt sich ANR-Stiftungsratspräsident Martin Gabriel. «Es ist nicht die Aufgabe der ANR, einzelne Zeitungen zu finanzieren», sagt er. Die ANR, die vom Kanton einen Leistungsauftrag bis Ende 2020 hat, beliefert Somedia und andere Medien mit Texten und Bildern. «Somedia ist ein grosser Kunde», sagt Gabriel. «Ich hoffe, dass wir doch noch eine Lösung finden. Wir stehen im Gespräch mit Herrn Lebrument.»

Konzept für die Zukunft

Im ANR-Stiftungsrat, in dem auch Andrea Masüger und «Quotidiana»-Chefredaktor Martin Cabalzar Einsitz haben, rüstet man sich für die Zukunft. «Wir sind dabei, ein Konzept zu erarbeiten, wie es künftig mit der ‘Quotidiana’ in Zeiten der Digitalisierung weitergehen könnte. Ich hoffe, dass wir bis 2020 Zeit haben, dieses Konzept fertig zu erarbeiten», sagt Gabriel. «Aber wir müssen auch parat sein, falls alle Stricke reissen, und einen Plan haben, falls es Ende Jahr keine ‘Quotidiana’ mehr gibt.»

Vereinbarung mit der ANR

Er würde es schade finden, wenn es keine romanische Tageszeitung mehr geben würde, sagt Regierungsrat Martin Jäger. «Aber der Staat ist nicht dazu da, eine Zeitung herauszugeben. Zudem haben wir nicht mit der ‘Quotidiana’ eine Leistungsvereinbarung für vier Jahre, sondern mit der ANR.»

Dass es auch 2018 die «Quotidiana» noch gibt, hofft auch Martin Cabalzar: «Es wäre sehr schade, wenn die Zeitung nicht mehr existieren würde. Sie wäre für die Sprache und deren Erhaltung sehr wichtig.»

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