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Wattefabrik in Gommiswald wird gestärkt statt geschlossen

Die Wattefabrik Kistler AG in Gommiswald stand vor dem Aus. Jetzt revidiert das Mutterhaus seinen Entscheid und baut ihre hiesige Tochterfirma sogar aus. Der Standort Netstal dagegen wird geschlossen.

Südostschweiz
25.03.17 - 07:00 Uhr
La Quotidiana
Wird erneuert: Die Firma in Gommiswald stand vor dem Abrgund – jetzt wird investiert. (Bild: Urs Schnider)
Wird erneuert: Die Firma in Gommiswald stand vor dem Abrgund – jetzt wird investiert. (Bild: Urs Schnider)

Für die 17 Angestellten kam die Hiobsbotschaft ausgerechnet in der Weihnachtszeit. Die IVF Hartmann hatte 2010 entschieden, ihre Tochterfirma in Gommiswald zu schliessen. Die Wattefabrik Kistler AG, so hiess es damals, werde per Ende 2012 ihre Tore schliessen. Gestiegene Rohstoff- und Produktionskosten sowie der zunehmende Wettbewerbsdruck wurden vom damaligen IVF-CEO Andreas Gisler als Gründe für die Schliessung aufgeführt.

Der Entscheid wurde trotz der offiziellen Ankündigung nie umgesetzt. Im Gegenteil: Der Standort Gommiswald wird nun sogar ausgebaut. Das bestätigt Claus Martini, CEO der im Bereich Verbandsstoff tätigen IVF mit Hauptsitz im schaffhausischen Neuhausen. «Strategien können sich ändern», begründet Martini das Umdenken.

Kompetenz hier bündeln

Mit dem damaligen Schliessungsentscheid hatte Martini nichts zu tun, er steht dem Unternehmen seit rund einem Jahr vor. Er kann sich nur zur heutigen Situation äussern. Die zeichnet der CEO positiv und hält ein dickes Lob für die Belegschaft bereit: «Die Angestellten am Standort Gommiswald haben sehr gut gearbeitet – obschon sie den Schliessungsentscheid vor Augen hatten.»

Gommiswald habe eine hohe Kompetenz im Bereich Watte. «Diese Kompetenz wollen wir dort bündeln», so Martini. Der Standort wird ausgebaut und personell verstärkt. Durch die Modernisierung des Maschinenparks braucht es in der Fabrik mehr Platz. «Es wird eine sehr grosse und moderne Anlage installiert, weshalb bei der Wattefabrik derzeit ein Anbau erstellt wird», so Martini.

Erleichtert über Entscheid

Natürlich sei das ein starkes Bekenntnis zu Gommiswald, betont Martini. Das freut auch die Behörden: Gemeindepräsident Peter Hüppi zeigt sich erleichtert, dass der Standort Gommiswald erhalten bleibt und ausgebaut wird. «Unsere Industrie ist eher klein, umso mehr freut es mich, dass die Wattefabrik Kistler AG weiterhin hier produzieren wird», so Hüppi. So würden wichtige Arbeitsplätze, aber auch Steuersubstrat erhalten bleiben. Klar habe sich die Gemeindebehörde bemüht, den geplanten Anbau der IVF Hartmann zu ermöglichen und zu unterstützen. Das Verfahren stehe kurz vor Abschluss. «Die Baubewilligung wird demnächst erteilt», sagt Hüppi.

Die Neuausrichtung der IVF fordert aber auch Opfer: Der Standort im glarnerischen Netstal wird aufgelöst. Die dortige Produktion wird nach Deutschland verlegt, wo die IVF eine Fabrik betreibt, die gemäss Martini um ein Vielfaches grösser und deutlich moderner ausgestattet sei. Dadurch verlieren 15 Beschäftigte in Netstal ihren Arbeitsplatz. Einige werden gemäss Martini künftig in Gommiswald weiterarbeiten können. Und etwa ein Drittel der dortigen Angestellten stehe Nahe vor der Pensionierung. «Ihnen wird im Rahmen eines sehr grosszügigen Sozialplans eine Frühpensionierung angeboten», versichert Martini. Er hoffe, so allen Mitarbeitern eine Lösung anbieten zu können.

Mehr Stellen in Gommiswald

Wie viele Angestellte aus Netstal in Gommiswald beschäftigt werden, könne er noch nicht sagen. «Sicher ist, dass zu den derzeit 15 Angestellten in Gommiswald einige hinzukommen werden.» Auch sollen in Gommiswald künftig für den Standort neue Produkte hergestellt werden. Die IVF Hartmann beschäftigt in der Schweiz gesamthaft rund 370 Mitarbeiter und wolle weiter wachsen. Dafür würden auch neue Geschäftsbereiche erschlossen. «Wir müssen den Konzern auf die Zukunft ausrichten», sagt Martini. Dies geschehe vor dem Hintergrund von grossem Kostendruck im Gesundheitswesen, das vom Unternehmen hauptsächlich mit sterilen und nicht-sterilen Verbrauchsmaterialien beliefert wird.

Das Unternehmen will auch verstärkt auf Forschung und Entwicklung setzen. Dafür sei die Schweiz prädestiniert, sagt Martini. «Hier haben wir engen Kontakt mit den Anwendern unserer Produkte in Medizin und Pflege.» CEO Martini ist überzeugt, dass die IVF Hartmann sich aus einer Position der Stärke heraus verändern könne.

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