×

Euro-Mindestkurs: Die Bilanz nach zwei Jahren

Am 15. Januar 2015 hob die Schweizerische Nationalbank den Euro-Mindestkurs auf. Der Tourismus reagierte geschockt. Wir haben drei Bündner Touristiker befragt, welche Bilanz sie heute ziehen, nach genau zwei Jahren.

Südostschweiz
15.01.17 - 07:00 Uhr
La Quotidiana
Von links: Jon Domenic Parolini, Ernst Wyrsch, Andreas Züllig. Bilder Yanik Bürkli
Von links: Jon Domenic Parolini, Ernst Wyrsch, Andreas Züllig. Bilder Yanik Bürkli

Die Nachricht kam ziemlich unerwartet: am 15. Januar 2015 trat Nationalbank-Präsident Thomas Jordan vor die Presse und verkündete die Aufhebung des Euro-Mindestkurses. Schweizweit reagierte man schockiert, obwohl Jordan wohl nichts andere übrig geblieben dürfte. 

In Graubünden befürchtete vorallem die Tourismusbranche eine massive Teuerung gegenüber den Nachbarsländern voraus. In der Zeitung Südostschweiz sagte damals etwa Regierungsrat Jon Domenic Parolini: «Vor allem für den Tourismus ist das nicht gut, je nach Kurs könnten Ferien in Graubünden für Touristen aus Euroländern auf einen Schlag sehr viel teurer werden.» Doch: Panik bringe nichts. Auch die Hoteliers Ernst Wyrsch und Andreas Züllig rieten damals, nicht den Kopf zu verlieren. Züllig prognostizierte gar, dass sich der Euro-Kurs bei etwa 1.10 bis 1.15 einpendeln würde, und sich der Schaden für Graubünden deshalb in Grenzen halten dürfte. 

«Leider kein Jubiläum zum Feiern»

Wir haben die drei in der Tourismusbranche aktiven Herren mit ihren damaligen Aussagen konfrontiert. Wie sieht es denn nun heute aus, nach zwei Jahren? Jon Domenic Parolini hält an seinen Aussagen fest: «Auch nach zwei Jahren ohne Mindestkurs ist der schwache Euro ein zentrales Problem für den Tourismus», sagte er gegenüber suedostschweiz.ch. Eine zu hohe Anzahl Schweizerinnen und Schweizer würden zusehends Ferien im Ausland, wie zum Beispiel Vorarlberg machen.

Ernst Wyrsch, seines Zeichens langjähriger Hotelier, sieht das nicht anders. «Herr Jordan konnte nicht anders als den Kurs aufzuheben und der Tourismus zahlt die Zeche. Dies sind Realitäten, damit müssen wir uns beschäftigen – Jammern hilft uns auch nicht weiter», so die Stellungnahme von Wyrsch. Auch Andreas Züllig kann seine Aussagen nur bestätigen. Die Tourismusbranche habe unter dem starken Franken gelitten. Doch bemerkt: «Die Tourismusbranche hat seit 2015 Einiges erreicht. Kooperationen, neue Angebote und eine klare Fokussierung wurden in den letzten zwei Jahren vorangetrieben.» 

Olympia als Lösung für die Zukunft?

Regierungsrat Parolini und Hotelier Wyrsch sind sich in einem Punkt deutlich einig: Olympia 2026 sei ein wichtiger Impuls, um den schwächelnden Tourismus wieder anzuheben. «Damit könnten wir Hoffnung und Zuversicht säen», so Wyrsch. Parolini ergänzt: Man müsse auf Qualität, Kooperationen, Synergien und Innovationen setzen. Andreas Züllig äusserte sich zwar nicht konkret zu Olympia, doch hebte dieselben Stichworte für die Zukunft hervor. (jor/kit)

 

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu La Quotidiana MEHR