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Wie Petrus den SAC-Hütten das 1.-August-Geschäft vermiest

Wer den 1. August fern von Böller und Rummel verbringen möchte, der feiert in einer SAC-Hütte. Dieses Jahr machen die schlechte Wetterprognose und der ungünstig gelegene Feiertag den Hüttenwarten aber einen Strich durch die Rechnung.

Südostschweiz
30.07.16 - 10:00 Uhr
La Quotidiana

von Fadrina Hofmann

Einen «sehr traditionellen Nationalfeiertag» versprechen die Hüttenwarte der Jenatschhütte im Oberengadin: Alphornklänge und Fahnenschwingen stehen auf dem Programm. In vielen der 152 SAC-Hütten werden ebenfalls 1. August-Angebote angepriesen, vom typisch schweizerischen Znacht bis zum grossen Feuer. Wenn genug Anmeldungen eintreffen, wird Christian Haller aus Zuoz beispielsweise am Nationalfeiertag eine Tour bis hoch zum Piz Kesch (3418 m ü. M.) leiten. Das Holz für das 1.-August-Feuer tragen die Teilnehmer rauf, der Abstieg erfolgt am 2. August.

Noch viel Platz in den Hütten

Im vergangenen Jahr war der Nationalfeiertag auf einen Samstag gefallen. Die SAC-Hütten waren entsprechend gut gebucht. Dieses Jahr müssen die meisten am Dienstag wieder arbeiten, was Feiern auf dem Berg ausschliesst. «Wir hätten noch Platz», heisst es in der SAC Chamanna Tuoi im Unterengadin. Die Hütte sei gross und fast nie ganz voll, für den 1.  August seien aber aktuell auffallend wenige Reservationen eingegangen.

Ähnlich tönt es in der Medelserhütte in der Surselva. Vom 31. Juli auf den 1.  August sei die Auslastung besser als für den Nationalfeiertag. «Je nach Wetterlage werden kurzfristig sicher noch Reservationen eintreffen», sagt eine Mitarbeiterin am Telefon optimistisch. Hüttenwartin Ruth von der Calandahütte bei Chur spricht von einem Buchungsstand «im mittleren Bereich» für den 1.  August. Die Hütte sei halb besetzt. «Letztes Jahr war die Hütte voll», sagt sie.

Zu pessimistische Wetterprognose

Bruno Lüthi ist Kommunikationsleiter für den Bereich Hütten beim Schweizer Alpen Club. «Ich denke schon, dass die SAC-Hütten für die 1.-August-Feier grundsätzlich beliebt sind, aber es kommt halt auf den Wochentag an», sagt er.

Letztes Jahr seien die Hütten wirklich gut ausgebucht gewesen. Auch dieses Jahr würden wieder etliche SAC-Hütten spezielle kulinarische oder kulturelle Programme anbieten. «Die pessimistischen Wetterprognosen mit Gewitterwarnungen halten leider viele Leute davon ab, in die Hütten zu gehen», bedauert Lüthi. Dabei sei das Wetter in den Bergen tendenziell ja immer besser als prognostiziert.

Saison hat für alle begonnen

Der Sommer 2016 liess lange auf sich warten. Für viele SAC-Hütten bedeutete dies einen etwas verzögerten Saisonstart, weil noch Schnee auf Teilen der Zugangswege lag. Nach ein paar heissen und sonnenreichen Tagen konnten jedoch auch die letzten Hütten in der ersten Juliwoche den regulären Betrieb aufnehmen. Laut Lüthi jammern einige Hüttenwarte, dass sie die Saison immer noch nicht richtig starten konnten. Er geht aber davon aus, dass sie jetzt – in den letzten Schweizer Ferienwochen und mit Beginn der italienischen Ferien – endlich anzieht. «Bis Ende September sind vor allem die Wochenenden erfahrungsgemäss extrem gut gebucht», sagte Lüthi.

Im Oberengadin können die Hüttenwarte bis jetzt nicht klagen, sie bilden somit die Ausnahme. Die Sektion Bernina hat fünf SAC-Hütten. Laut Präsident Christian Haller haben vor allem Tschierva, Boval, Jenatsch und Saoseo wegen der guten Bedingungen und der warmen Temperaturen bisher eine super Saison gehabt. «Es wird auch am 1.  August solche geben, die unabhängig vom Wetter wie jedes Jahr in einer Hütte feiern werden», sagte er. Die Feuerwerke im Tal von oben herab und in absoluter Stille betrachten zu können, das sei einfach ein wunderbares Erlebnis.

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