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Mit Bier und Fast Food 
zu mehr Reichtum

Abstürzende Rohstoffpreise, ein dümpelnder Luxusgütermarkt, schwache Aktienmärkte – für Reiche war es in diesem Jahr nicht einfach, noch reicher zu werden. Einige haben es trotzdem geschafft, zum Beispiel der in Rapperswil-Jona wohnhafte Jorge Lemann. Er stieg gemäss der jüngsten «Bilanz»-Reichstenliste gar zur Nummer 2 auf.

Südostschweiz
27.11.15 - 07:52 Uhr
Graubünden

von Hans Bärtsch

Die nicht wirklich optimalen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben einige Vermögen der 300 Reichsten der Schweiz markant schrumpfen lassen Zu den grössten Verlierern zählen Ivan Glasenberg, Chef des Baarer Rohstoffkonzerns Glencore, und der Wahlzuger Industrie-Investor Viktor Vekselberg. Letzterer wird vom Wirtschaftsmagazin «Bilanz» drei Milliarden Franken tiefer bewertet als vor Jahresfrist. Mit einem geschätzten Vermögen von acht bis neun Milliarden ist Vekselberg aus den Top Ten geflogen. Weder die Investments in seinem Herkunftsland Russland noch die Beteiligungen an Schweizer Traditionsbetrieben wie OC Oerlikon, Schmolz + Bickenbach oder Züblin Immobilien haben dem Herr über 130'000 Mitarbeiter Freude bereitet.

Trotz der eingangs erwähnten garstigen Bedingungen ist das Vermögen der 300 Reichsten der Schweiz insgesamt doch etwas angestiegen, auf 595 Milliarden Franken. Sie sind damit so reich wie noch nie. Im Vergleich zu den Jahren nach der Finanzkrise ist das Wachstum aber so bescheiden ausgefallen wie schon länger nicht mehr, nämlich nur gerade um ein Prozent. Der Zuwachs der Vermögen hat sich gegenüber den Vorjahren «deutlich verflacht», wie die «Bilanz» schreibt.

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Kamprad-Familie bleibt top

Seit sage und schreibe 14 Jahren führt die Familie Kamprad (Ikea-Möbel) die Reichsten-Rangliste an (geschätztes Vermögen: 44 bis 45 Milliarden Franken; plus zwei Milliarden gegenüber dem Vorjahr). Noch stärker gewachsen ist das Vermögen von Jorge Lemann, nämlich um drei auf 28 bis 29 Milliarden. Der brasilianisch-schweizerische Doppelbürger wohnt seit Jahren in Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen. Von dort aus dirigiert er seine Geschäfte, darunter als jüngsten Coup die Übernahme von SAB Miller durch «seine» AB Inbev. Die Fusion der globalen Nummern 1 und 2 auf dem Biermarkt – sie ist noch nicht ganz in trockenen Tüchern – zementiert den Ruf Lemanns als Bierkönig. Danebst ist der 76-Jährige auch im Fast-Food-Bereich tätig (unter anderem beim Ketchup-Hersteller Heinz). Auch die Nachfolge ist bereits eingefädelt: Lemann postiert seine eigenen Leute – er hat sechs Kinder – auf wichtigen Posten seiner Unternehmen.

Wenn man das Südostschweiz-Gebiet betrachtet, versammelt sich in den Kantonen Graubünden, St. Gallen, Glarus, Schwyz plus das Fürstentum Liechtenstein rund ein Fünftel des Vermögens der 300 Reichsten. In Graubünden schwingt Charlene de Carvalho-Heineken von der niederländischen Bier-Dynastie obenaus. Ihr Vermögen gemäss «Bilanz»: zwischen zehn und elf Milliarden. Neu dazukommen in Graubünden sind mit Alessandra und Allegra Gucci die Erben des gleichnamigen Modehauses (geschätzt auf 100 bis 150 Millionen) sowie Georg Heinrich Thyssen-Bornemisza, Erbe des Mischkonzerns gleichen Namens (zwei bis 2,5 Milliarden). Den künstlerisch klingendsten Namen bringt ein dritter Zuzüger nach Graubünden mit: San-tiago Calatrava. Der weltberühmte Architekt und Bildhauer hat sich in Rossa im Calancatal niedergelassen. Die «Bilanz» schätzt ihn auf 100 bis 150 Millionen Franken schwer.

Martin Ebner ist wieder da

Vor zwölf Jahren stand er knapp vor dem Aus, jetzt ist er wieder da – und wie! Die Rede ist von Martin Ebner, der einst jedem Schweizer Aktien seiner Finanzvehikel andrehen wollte. Heute beweist er ein geschicktes Händchen mit dem Zu- und Verkauf grösserer Beteiligungen an Unternehmen aus den verschiedensten Branchen. So hat er beispielsweise mit Investments in die Pharma-Vertriebsfirma Galenica satte Gewinne eingefahren. Mit geschätzten 2,5 bis drei Milliarden Franken ist Ebner der drittreichste Schwyzer. Einmal mehr steht dort Klaus-Michael Kühne an der Spitze. Dem 78-Jährigen gehört mehr als die Hälfte am Logistik-Giganten Kühne + Nagel.

Mit Katharina Liebherr (450 bis 500 Millionen) verzeichnet Schwyz einen interessanten neuen Reichsten-Namen: Die 38-Jährige ist die einzige weibliche Besitzerin eines englischen Fussballclubs der höchsten Spielklasse. Dank der explodierenden TV-Rechte ist für sie ihr Engagement beim Premier-League-Klub Southampton zu einer wahren Goldgrube geworden.

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