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Frankreichs Bauern blockieren Grenzen

Mit Traktoren und Heuballen haben französische Landwirte an den Grenzen zu Deutschland und Spanien Lastwagen mit ausländischen Agrarprodukten an der Einreise gehindert. Mit der Aktion vom Sonntag und Montag protestieren sie gegen "die Verzerrung des Wettbewerbs".

Südostschweiz
27.07.15 - 18:32 Uhr
La Quotidiana

Allein in der Nacht zum Montag seien im Elsass zwischen 200 und 300 Lastwagen mit Fleisch, Milchprodukten oder auch Gemüse aus Deutschland gestoppt worden, teilte der französische Bauernverband FDSEA mit.

Am Nachmittag hoben die Bauern die Blockaden auf, nachdem ihnen ein Gespräch im Pariser Landwirtschaftsministerium zugesagt worden war. Protestaktionen an der Grenze zu Spanien waren bereits in der Nacht beendet worden.

Die französischen Landwirte werfen den Bauern in Deutschland und Spanien vor, mit Lohndumping den Wettbewerb zu verzerren. Die französische Regierung müsse "konkrete und nachhaltige Lösungen" finden, um dieser Situation ein Ende zu setzen, forderte der regionale Vorsitzende der FDSEA, Franck Sander.

Das Nothilfeprogramm der Pariser Linksregierung in Höhe von 600 Millionen Euro sei keine Lösung. "Das verschleppt die Probleme", sagte Sander.

Protest gegen fallende Preise

Die Blockaden sind Teil der seit Tagen andauernden Protestaktionen der Bauern gegen die fallenden Preise für Agrarprodukte. Im Zuge der Proteste blockierten die Bauern bereits Strassen, Städte und den Zugang zu Touristenattraktionen wie den Mont Saint Michel in der Normandie.

Nach Schätzung der Regierung steht jeder zehnte französische Agrarbetrieb am Rande des Bankrotts. Gemeinsam sind sie mit einer Milliarde Euro verschuldet. Grund für die fallenden Preise von Produkten wie Milch, Rind- und Schweinefleisch sind sich ändernde Ernährungsweisen in Frankreich, der Rückgang der Nachfrage aus China und das russische Embargo für europäische Agrarprodukte.

Sander kritisierte, dass die Regierung keine Lösung für die Verzerrung des Wettbewerbs präsentiert habe. Er beklagte insbesondere die Unterschiede bei den Arbeitskosten. Durch den Einsatz von Arbeitern aus Osteuropa lägen diese in Deutschland teilweise deutlich niedriger als in Frankreich.

Frankreichs sozialistischer Staatschef François Hollande versuchte abermals, die Wogen zu glätten. "Wir sind auf der Seite der Landwirte", sagte er.

Das Landwirtschaftsministerium werde Druck auf Lebensmittelketten und Schlachthöfe ausüben. Die Preise müssten angehoben werden, das müsse auch der Konsument verstehen. Ausserdem solle das Thema Anfang September bei einem Treffen der EU-Agrarminister angesprochen werden.

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