×

«Wie ein Engel lag sie dort – im Wüstensand»

Zwei Frauen aus Eschenbach verunglückten vor fünf Monaten in Tunesien. Ein entsetzlicher Autounfall löschte das Leben von Esther Erb aus und veränderte jenes von Lisbeth Häusler für immer – sie überlebte schwer verletzt. Jetzt erzählt sie.

Südostschweiz
26.01.15 - 21:20 Uhr

Eschenbach. – Dieses Geräusch. «Ich höre es heute noch.» Ein fürchterlicher, dumpfer Knall, sei es gewesen, als ihr Gesicht aufschlug. «Ein hässliches Krachen – ich werde es nie vergessen können.»

Lisbeth Häusler sitzt am Esstisch ihrer Wohnung in Eschenbach. Die Sonne scheint durch die Glastür des Gartensitzplatzes. Sie erzählt von einem Erlebnis, das ihr Leben für immer veränderte – und jenes ihrer Freundin, Esther Erb, auslöschte. 

10. September 2014, zwischen 14.30 und 15 Uhr, mitten in der Wüste Tunesiens: Häusler blickt auf ihren rechten Unterarm. Er ist zerfetzt. Die Wunden geben den Blick auf Knochen und Sehnen frei. An den herunterhängenden Haut- und Muskelfetzen entlang rinnt Blut in den Wüstensand …

Im Arztbericht des Unispitals Zürich wird später festgehalten: «Schwere Rissquetschwunden am Unterarm». Zudem: mehrere Rippen gebrochen und das Jochbein zertrümmert. Sowie Quetschungen und Prellungen. 

Realisiert hat sie es nicht – Schock

Häusler schaut sich um. Sie erblickt ihre Freundin Erb: «Wie ein Engel lag sie dort im Wüstensand. Ich habe sofort gewusst, dass sie tot ist», sagt Häusler. Realisiert hat sie es nicht – sie steht unter Schock.

Sie sucht ihr Handy, es muss in der kleinen Handtasche sein. Diese wurde beim Unfall aus dem Landrover herausgeschleudert, in welchem die beiden Eschenbacherinnen sassen. Häusler findet die Tasche, holt das Handy heraus und wählt die Nummer ihres Sohnes Marco Häusler. Dass sie dort, im Niemandsland, Empfang hat, erstaunt sie erst später, als sie bereits wieder zu Hause ist. Jetzt, Minuten nachdem sich der Landrover überschlagen hat, funktioniert sie einfach – trotz ihrer schweren Verletzungen.  

Als ihr Sohn in der Heimat den Anfruf entgegennimmt, sagt sie: «Wir sind schwer verletzt, lass die Rega kommen.» 

Seit dem Unfall sind nun fünf Monate vergangen. Häusler musste sich in dieser Zeit verschiedenen Eingriffen unterziehen. Und es werden nicht die letzten gewesen sein. Und der seelische Schmerz wird sie ihr Leben lang verfolgen … (snu)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR