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Viel Fluglärm im Puschlav wegen Holztransporten

Bevölkerung und Gäste im Valposchiavo sind dieses Jahr stark von Fluglärm geplagt. Tausende Kubikmeter Rundholz müssen ins Tal geflogen werden.

Südostschweiz
23.08.14 - 10:45 Uhr

Poschiavo. – Am 6. Dezember letzten Jahres führten im Puschlav starke Stürme zu grossen Windwürfen in den Schutzwäldern. Wegen Schneefällen gab es Folgeschäden. Laut Forstingenieur Gilbert Berchier vom kantonalen Amt für Wald und Naturgefahren, der für die Forstbetriebe der Gemeinden Poschiavo und Brusio verantwortlich ist, wurde die Menge des am Boden liegenden Holzes zunächst auf 6000 Kubikmeter veranschlagt.

Fast ein  Jahrhundertereignis

Im Frühling zeigten die Begehungen: Die Menge wurde deutlich unterschätzt. Tatsächlich waren es gegen 9000 Kubikmeter Schadholz, was 80 Prozent des jährlichen Hiebsatzes im ganzen Tal entspricht. Das war so viel, wie kaum je zuvor. Auch ein kürzlich pensionierter Puschlaver Förster hat laut Berchier in seinen 43 Dienstjahren so etwas noch nie erlebt.

Ein kleiner Teil des Holzes muss liegen bleiben, weil die Schadenplätze zu steil oder unzugänglich sind. Vom grossen Rest konnte ein Drittel mit Seilbahnen ins Tal geschafft werden, wie Berchier auf Anfrage erklärte. Für den Abtransport der übrigen zwei Drittel gab es nur eine Möglichkeit: Den Luftweg per Helikopter.

Wettlauf gegen Borkenkäfer

Der Lärm der Holztransporte sei unerträglich geworden, schilderte ein Einwohner von Poschiavo der «Südostschweiz». Seit April flögen unter der Woche praktisch täglich ein oder zwei Helikopter den ganzen Tag über durchs Tal. Der Fluglärm sei im Puschlav inzwischen schlimmer zu ertragen als in der Nähe des Zürcher Flughafens. Denn dort hätten die Anwohner wenigstens zwischen den Starts und den Landungen für kurze Zeit Ruhe.

Berchier kann den Ärger verstehen. Er wohnt in einem Gebiet am rechten Talhang oberhalb von Poschiavo, das besonders häufig überflogen werden musste. «Wir alle haben genug vom vielen Helikopterlärm», beschreibt Berchier die Stimmung im Tal. Dennoch hofft er auf Verständnis: Denn würde das Schadholz in grösseren Mengen liegen bleiben, wäre das ein gefundenes Fressen für die Borkenkäfer. Die Gefahr, die Schädlinge könnten sich epidemisch vermehren und gesunde Bestände befallen, wäre viel zu gross.

Noch acht bis zehn Tage

Eigentlich hätten die Helikoptertransporte längst erledigt sein sollen. Doch wegen des häufig schlechten Wetters hat man bisher weit weniger oft fliegen können als vorgesehen. Noch acht bis zehn regenfreie Tage brauche es, um das restliche Schadholz ins Tal zu fliegen, sagte Berchier.  Dann endlich werde wieder Ruhe einkehren. (han)

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