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St. Galler «Maulwurf» wurde getäuscht und kündigte

Die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen hat aufgeklärt, wie die Fotos von zwei mutmasslichen Taxi-Sextätern zum «Blick» kamen: Ein Privatdetektiv beschaffte sich die Bilder bei einem Kollegen der Kantonspolizei. Der 32-jährige Polizist ist geständig – und hat inzwischen gekündigt.

Südostschweiz
07.06.11 - 16:05 Uhr

St. Gallen. – Dies teilte die Kantonspolizei St. Gallen am Dienstag mit. Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft hatten am 16. Mai in einer kurzen Mitteilung über den Fall zweier St. Galler Taxifahrer berichtet, die im Januar und Februar an betrunkenen Frauen schwere sexuelle Delikte begangen haben sollen. Die Untersuchungsbehörden riefen weitere mögliche Opfer auf, sich bei der Polizei zu melden.

Die Tageszeitung «Blick» veröffentlichte am Tag danach Polizeibilder zweier mutmasslicher Taxi-Sextäter. Das Sicherheits- und Justizdepartement leitete daraufhin eine Strafuntersuchung ein.

Quellenschutz von Medienschaffenden

Nun ist das Informationsleck aufgeklärt: Ein Privatdetektiv gab gegenüber der Staatsanwaltschaft zu, er habe vom «Blick» den Auftrag erhalten, die Personalien und Bilder der verdächtigen Taxifahrer zu beschaffen. Unter dem Vorwand, ein mutmassliches Opfer gefunden zu haben, habe er sich bei einem Kollegen von der Kantonspolizei die Fotos beschafft.

Der Kantonspolizist und sein Auftraggeber sind geständig, heisst es im Communiqué weiter. Der Blick-Journalist habe die Aussage verweigert; er beruft sich dabei auf den Quellenschutz von Medienschaffenden. Die Staatsanwaltschaft hat gegen alle drei ein Strafverfahren wegen Amtsgeheimnisverletzung beziehungsweise Anstiftung dazu eröffnet.

Informationsleck seit November

Der 32-jährige Polizist, der die Polizeibilder herausgab, wurde am vergangenen Mittwoch vom Dienst dispensiert. In der Zwischenzeit hat er die Kündigung eingereicht. Er war seit sieben Jahren bei der Kantonspolizei angestellt und arbeitete bei der Regionalpolizei.

Bereits im November vergangenen Jahres stellten die St. Galler Justizbehörden ein Informationsleck fest: Damals informierte jemand die «Blick»-Onlineredaktion über den Selbstmord des mutmasslichen Lehrermörders Ded Gecaj im Untersuchungsgefängnis – das zu einem Zeitpunkt, als noch nicht einmal die Familie Gecajs informiert war. (sda)

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