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Schwarzes Wochenende für die Schänner Segelflieger

Einer ist tot, der andere wird noch vermisst. Zwei Piloten starteten am Samstag in Schänis mit ihren Segelflugzeugen. Und kamen nicht mehr zurück. Für den regionalen Segelflugclub ist es ein harter Schlag.

Südostschweiz
20.05.12 - 21:00 Uhr

Schänis. – Bedrückte Stimmung herrschte am Sonntag auf dem Flugplatz Schänis. Am Tag zuvor sind zwei Segelflieger nicht mehr auf ihre Basis zurückgekehrt. Einer der Piloten wurde mittlerweile zwar gefunden – jedoch tot («suedostschweiz.ch» berichtete). Sein Segelflieger blieb an einem Steilhang im Bündner Falknisgebiet hängen.

Vom Zweiten fehlte am Sonntagabend immer noch jede Spur. Man vermutet, er sei in den Glarner Alpen abgestürzt.

Für die Mitglieder der lokalen Segelfluggruppe Lägern ist es «ein Schock». Sie haben am Samstag einen ihrer Kollegen verloren. Sie können kaum fassen, was geschehen ist.

Zweiter Pilot wohl in Glarner Alpen

Zeit, sich in Ruhe mit dem Verlust auseinanderzusetzen, hatten sie bisher noch nicht viel. Seit bald zwei Tagen sind sie, ein Suchtrupp und die Polizei auf der Suche nach dem zweiten Piloten. Der Deutsche war von einem Privatflug nicht zurückgekehrt. Sie sammeln jetzt Anhaltspunkte, Signale und Lebenszeichen.

«Das letzte Signal haben wir aus dem Gebiet Kärpf-Klausenpass erhalten», erzählt Ernst Willi, Fluglehrer beim SG Lägern auf dem Flugplatz Schänis. Der Suchtrupp hofft den Deutschen schnell zu finden. Wie die Überlebenschancen für den Familienvater stehen, kann Willi aber nicht abschätzen. Er weiss nur: «Die Suche ist sehr schwierig.»

Willi trifft es besonders hart. Der Fluglehrer war nämlich wenige Stunden vor dem Absturz noch mit dem tödlich verunglückten Piloten in der Luft. Sogar auf derselben Route. Er ist froh, dass er bisher so beschäftig war. So kann er sich ablenken: «Ich hatte noch gar keine Zeit, gross über den Tod meines Kollegen nachzudenken.»

Er wollte alleine fliegen

Die beiden nahmen zusammen an der Vereinsmeisterschaft des SG Lägern teil. «Wir sind die Aufgabenstrecke zusammengeflogen», erzählt Willi. «Von Schänis bis Klosters und zurück.» Da der Verunglückte eher ein Neuling sei, habe er die Strecke der Vereinsmeisterschaft mit einem Fluglehrer zurücklegen wollen. «Er hatte halt noch nicht soviel Erfahrung, nur 300 Flugstunden», erzählt Willi, «darum waren wir zusammen unterwegs.» Der Flug sei gut verlaufen, sie hätten keine Probleme gehabt.

Zurück auf dem Schänner Flugplatz habe der Verunglückte die Strecke noch einmal fliegen wollen – diesmal alleine. «Er darf das, da ist nichts aussergewöhnliches dran», erzählt Willi. Noch einmal habe sich der junge Pilot aufgemacht in Richtung Klosters.

Um 16 Uhr lässt der 34-jährige das letzte Mal von sich hören. Er befand sich zum Zeitpunkt im Raum Schesaplana-Davos. Dann bricht der Kontakt ab. Der Pilot kehrt nicht nach Schänis zurück. Erst um Mitternacht kann das abgestürzte Flugzeug dann noch über Maienfeld geortet werden.

Bis die Retter jedoch zur Unglückstelle vordringen können, vergehen noch einmal Stunden. Wegen des starken Föhns habe man keinen Helikopter einsetzen können, informiert die Bündner Polizei. «Die Retter mussten zu Fuss vor Ort gelangen.» Schwierig: «Das Wrack liegt an einem steilen Hang im Falknisgebiet.» Trotz der grossangelegten Such- und Rettungsaktion kam jegliche Hilfe zu spät. Der Familienvater aus dem Kanton Zürich konnte nur noch tot geborgen werden.

Absturzursache unklar

Willi kann sich nur schwer erklären, wie es zum Absturz kam. «Das Wetter war nicht besonders schwierig zu fliegen», sagt er. Zwar sei Wind aufgezogen, dass sei aber nichts besonderes. Auch die Windstärke sei nicht aussergewöhnlich stark gewesen. Dass dann auch geich zwei Segelflieger verschwinden, sei rätselhaft.

Bis das Untersuchungsamts alle diese Fragen beantworten kann, werde es aber noch lange gehen, vermutet Willi. «Bis der Bericht vorliegt, können Minate vergehen.» Bis der zweite Flieger nicht gefunden ist, wird Willi nicht viel Zeit haben selber nach Antworten zu suchen. Beschäftigen werde es ihn dann aber noch genug, weiss er. Persönlich und clubintern – «Wochen-, oder sogar monatelang.» (pea)

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