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Online-Bankräuber ergaunern Millionen in USA

Die New Yorker Polizei hat eine Bande von Online-Kriminellen zerschlagen, die 45 Millionen Dollar (43 Millionen Franken) erbeutet haben soll. Die Täter verschafften sich nach Angaben der Ermittler Zugang zu Computersystemen von Banken und manipulierten dort die Daten von Guthabenkarten.

Südostschweiz
10.05.13 - 15:14 Uhr

New York. – Sieben Männer wurden verhaftet, wie die New Yorker Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte. Ein achter Verdächtiger fiel nur Tage zuvor in der Dominikanischen Republik einem Mord zum Opfer.

Staatsanwältin Loretta Lynch sprach von einem «massiven Banküberfall im Stile des 21. Jahrhunderts, der sich über das Internet erstreckt und eine weltweite Reichweite hat. Statt Pistolen und Masken haben sie Laptops und das Internet verwendet.»

Karten-Limiten manipuliert

Die Täter schlugen den Angaben zufolge zweimal zu. Im Dezember 2012 waren Guthabenkarten der Kreditkartenfirma Mastercard betroffen, die von der National Bank of Ras Al-Khaimah PSC (Rakbank) in den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgegeben wurden. Nach der Manipulation der Kartendaten gab es damit 4500 Abhebungen an Geldautomaten in etwa 20 Ländern.

Der zweite Angriff erfolgte im Februar mit Guthabenkarten von Mastercard, die von der Bank of Muscat in Oman ausgegeben waren. In diesem Fall kam es zu 36'000 Abhebungen in 24 Ländern.

Nach Mitteilung der Justiz gingen die Kriminellen nach folgendem Muster vor: Sie knackten die Sicherheitsprotokolle der Guthabenkarten, dann hoben sie das Limit für Abhebungen auf. Die Masche der Täter wurde deshalb «Unlimited Operations» genannt.

Komplizen auf der ganzen Welt

Die Informationen zu den gehackten Karten wurden an Komplizen weltweit verteilt. Die gestohlenen Daten wurden auf beliebige Magnetkarten wie beispielsweise Geschenkkarten geschrieben.

Anschliessend verteilten die Kriminellen den Angaben zufolge die PIN-Nummern für die gehackten Konten: Nun konnte an Geldautomaten Bares abgehoben werden, 26 Länder waren laut der Mitteilung betroffen.

Das US-Unternehmen Mastercard erklärte in einer Stellungnahme am Freitag, man arbeite mit den US-Ermittlungsbehörden zusammen. Die eigenen Systeme seien von den Cyberattacken nicht betroffen gewesen, Sicherheit stehe für Mastercard an erster Stelle.

Die betroffenen «Prepaid Debit Cards» werden nach Branchenangaben vor allem in den USA, aber auch in Italien und in fast allen anderen europäischen Ländern genutzt. In der Schweiz sind diese Guthaben-Karten hingegen weniger verbreitet.

«Neue Techniken und das rasante Wachstum des Internets haben die traditionellen Grenzen der Finanz-Kriminalität aufgehoben und Kriminellen neue Möglichkeiten gegeben, das globale Finanzsystem zu bedrohen», sagte ein Vertreter des Secret Service laut der Pressemitteilung. Die Zerschlagung der Zelle zeige aber auch, dass die Ermittlungsbehörden sich inzwischen darauf eingestellt hätten.

Innert Stunden Millionen abgehoben

Die Verhafteten bildeten die New Yorker Zelle einer international aktiven kriminellen Organisation. Sie kommen alle aus Yonkers im US-Staat New York. Die erste Festnahme gab es am 27. März, als vorerst letzte wurden zwei Verdächtige am Mittwoch verhaftet.

Allein die New Yorker Zelle soll innerhalb von wenigen Stunden 2,8 Millionen Dollar an Bargeld erbeutet haben - an einigen hundert Geldautomaten im New Yorker Stadtteil Manhattan. «Die Organisation bahnte sich einen Weg von den Computersystemen internationaler Konzerne auf die Strassen von New York», erklärte Lynch. (sda)

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