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Nachwuchs nur in fetten Nuss-Jahren

Familienplanung bei Siebenschläfern: Die Nager zeugen nur in fetten Jahren Nachwuchs, das heisst wenn es im Herbst genügend Buch-, Haselnüsse und Ahornsamen hat, so auch im Tierpark Goldau.

Südostschweiz
27.08.14 - 17:41 Uhr

Goldau. - Je grösser der Futtertisch im Herbst sein wird, desto mehr Junge zeugen sie. Gesteuert wird dieses Verhalten unter anderem durch das Wachstum der männlichen Geschlechtsorgane und damit durch die Hormonproduktion, wie der Tierpark Goldau am Mittwoch in einer Mitteilung schreibt.

So steuern die Siebenschläfer im Frühsommer ihre Paarungsbereitschaft und schaffen sich auf diesem Wege nicht selbst Nahrungskonkurrenten. Sie paaren sich nur, wenn im Herbst ein reich gedeckter Futtertisch bereit stehen wird.

Weshalb die Siebenschläfer quasi einen sechsten Sinn dafür haben, wie das Futterangebot in einigen Monaten ausfallen wird, konnte die Wissenschaft bislang nicht herausfinden. Dies sagte der Tierarzt des Tierparks Goldau, Martin Wehrle, am Mittwoch auf Anfrage.

Deutet alles auf einen mageren Herbst, dann gibt es keinen Nachwuchs. Wie oft dieser ausbleibt, hängt von der Region ab. Im Extremfall könne es zwei bis drei Jahre lang keine Junge geben.

«Für einen Siebenschläfer hat sei eigenes Überleben Priorität. Der Nachwuchs kommt erst an zweiter Stelle», sagte Wehrle. Deshalb könne ein Siebenschläfer auch zehn Jahre alt werden - ein biblisches Alter für ein so kleines Tier. Voraussetzung sei, dass er nicht einem Waldkauz, Uhu, Baummarder oder einer Wildkatze zum Opfer falle.

Wenn die Tiere aber mit einer fetten Ausbeute an Nüssen und Samen im Herbst rechnen, gibt es Nachwuchs. Einen Monat nach der Paarung im Frühsommer bringt das Weibchen fünf bis sieben Junge zur Welt. Die jungen Siebenschläfer werden meist im August geboren. Bereits einen Monat nach der Geburt sind die jungen Waldkobolde wieder auf sich alleine gestellt.

In nur zwei bis drei Monaten müssen die kleinen Siebenschläfer sich einen Wintervorrat in Form von Fettdepots anfressen. Nur damit überleben die Tiere ihren langen Winterschlaf.

2014 ist für den Siebenschläfer-Nachwuchs ein gutes Jahr: Viele Ahornbäume trügen bereits jetzt reichlich Samen, schreibt der Tierpark. Nach dem fruchtbaren Sommer seien auch die Buchnüsse, Eicheln und Haselnüsse bereits reif.

Tierarzt Wehrle schätzt, dass allein im Tierpark Goldau zwischen 20 und 30 Siebenschläfer zur Welt kamen. «Wir haben an verschiedenen Orten Siebenschläfer-Nester gefunden.»

Siebenschläfer haben es gemäss Wehrle gerne heimelig: Sie nisten in Zwischenwänden von Holzgebäuden, Vogelhäuschen oder kleinen Holzkästen, in denen Werkzeuge oder Schlüssel aufbewahrt werden. Öffnet jemand einen solchen Kasten, kann es sein, dass einige aufgeschreckte Siebenschläfer in alle Richtungen davonstieben. Ist der Mensch wieder verschwunden, ziehen die Siebenschläfer wieder in ihr altes Häuschen zurück.

Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen Siebenschläfer aber auf Bäumen und in Büschen. Ihr bevorzugter Lebensraum sind Laubwälder in niedrigen Höhenlagen. Die kleinen, mausartigen Nagetiere mit dem langen Schwanz und den grossen Augen sind nachtaktiv und halten einen ausgedehnten Winterschlaf - normalerweise von Anfang September bis Anfang Mai. (sda)

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