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Keine Chance für ungünstige «Herz-Gene»

Herzinfarktfamilien tragen eine erbliche Bürde. Was können Töchter und Söhne tun, um das Risiko zu verringern? Die überraschende Antwort: Ungünstige genetische Informationen für Herz und Kreislauf lassen sich in den meisten Fällen durch ein gesundheitsbewusstes Verhalten kompensieren. Und: Erbgut-Analysen sind nur bei gezieltem Verdacht sinnvoll.

Südostschweiz
23.09.13 - 17:49 Uhr

Bern. – Ein Mann in seinen Fünfzigern hat soeben die Diagnose «Angina pectoris» erhalten, er leidet an verengten Herzkranzgefässen. Seine Mutter ist mit 49 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben. Nun fürchtet er um die Gesundheit seiner halbwüchsigen Kinder. «Eine solche familiäre Situation verlangt zweifellos nach einer genaueren Abklärung», sagt der Kardiologe Hans Rickli, Chefarzt am Kantonsspital St. Gallen und Stiftungsrat der Schweizerischen Herzstiftung, «denn das Risiko für einen Herzinfarkt, also für eine Durchblutungsstörung am Herzen, wird tatsächlich teilweise vererbt».

Rickli befasst sich aus Anlass des internationalen Weltherztags vom 29. September unter dem Motto «Familie und Kinder» mit Fragen zu Herzinfarktfamilien. Er stellt klar: «Doch selbst wenn ein genetisch bedingtes Risiko vorliegt, soll das nicht in erster Linie Angst schüren. In den meisten Fällen ist ein gesundheitsbewusstes Verhalten wichtiger als die Erbanlage.»

Werte kennen und handeln

Gesundheitsbewusstes Verhalten heisst: die eigenen Werte kennen und seinen Lebensstil anpassen. Werte kennen: Lassen Sie Ihren Blutdruck ab 18 Jahren, Ihre Blutfette (Cholesterin) ab 40 Jahren und Ihren Blutzucker ab 45 Jahren regelmässig messen, damit Sie ein mögliches Risiko rechtzeitig erkennen und bewusst vorbeugen können.

Bei erblicher Belastung: Wenn im ersten Grad blutsverwandte Familienmitglieder wie Geschwister oder Eltern früh (Männer unter 55 Jahren, Frauen unter 65 Jahren) einen Herzinfarkt oder Hirnschlag erlitten haben und somit eine erbliche Belastung vorliegen kann, sollten Sie die Werte wesentlich früher abklären – spätestens im Erwachsenenalter – und Ihren Hausarzt auf das Thema ansprechen. Mittels einfacher Untersuchungen und Fragen kann ein grosser Teil des vererbten Risikos abgeschätzt werden.

Ausgewogen essen

Falls zum Beispiel eine vererbte Fettstoffwechselstörung (ungünstiges Cholesterin) vorliegt, kann eine frühe Behandlung die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts im jungen Alter vermindern. Verhalten: Unabhängig davon, ob ein Risiko bekannt ist oder nicht, belegt die Wissenschaft klar die vorbeugende Wirksamkeit eines herzbewussten Lebensstils.

Das heisst: Rauchverzicht, Körpergewicht im Normalbereich, Kontrolle von Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker wie unter «Werte kennen» beschrieben, täglich mindestens 30 Minuten körperliche Bewegung, anhaltenden psychosozialen Stress vermeiden, ausgewogen (reichlich Obst und Gemüse) essen. (so)

Ausführliche Informationen hier.

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