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Im Roten Hufen oder Das Mittelalter als Hobby

Die ersten Domleschger Burgentage vom Wochenende boten auch die Gelegenheit, Mittelalter-Darsteller aus der ganzen Schweiz und aus Süddeutschland im Einsatz zu erleben. Zum Beispiel Stefan Siegenthaler alias Siman.

Südostschweiz
28.07.14 - 08:45 Uhr

Rothenbrunnen. – Eigentlich ist er ja Pflegefachmann bei einer Spitex-Organisation im Raum Zürich. Unter der Woche. Ab und zu aber, an Wochenenden, wenn er unterwegs ist mit seinen Gefährten vom Roten Hufen, schlüpft er in eine andere Haut: Siman ist er dann, ein junger Mann, dessen Vater einem Meuchelmord zum Opfer gefallen ist und der nun mit seiner Sackpfeife eine Schar von Reisläufern – Söldnern – aus dem 13. Jahrhundert unterhält. Und sie mit Drechslerarbeiten versorgt.

Im Sommer einmal im Monat

An diesem letzten Juliwochenende ist Stefan Siegenthaler alias Siman wieder mit dem Roten Hufen unterwegs, «im Sommer reisen wir vielleicht einmal im Monat an Mittelalteranlässe», erzählt er. Er hat sein Arbeitszelt im Feldlager der Domleschger Burgentage in Juvalt bei Rothenbrunnen aufgestellt, wie Dutzende andere Mittelalter-Darsteller aus insgesamt fünf Gruppen ebenfalls. Es ist seine mobile Drechslerwerkstatt, mit Wippast und Wippdrehbank, alles selber konstruiert nach einer Abbildung aus dem Mittelalter.

Siman wagt einen Versuch

Siegenthaler spannt ein Stück Holz in die Drehbank, setzt mit dem per Fusskraft betätigten Wippast das Holz in Bewegung und beginnt zu drechseln. Ein Versuch sei es diesmal, einen Griff will er aus dem Holz schälen und eine Kugel daran, das entstehende Stück möchte er längs halbieren und die Hälften zu je einem Löffel weiterbearbeiten. «Nicht, dass man solche Löffel tatsächlich gefunden hätte. Sie wurden immer geschnitzt», sagt Siman. «Aber ich möchte das mal ausprobieren.»

Beim Roten Hufen ist Siegenthaler seit fünf Jahren. «Ich war zuerst einfach Besucher an Mittelalter-Festen», erzählt er. Diese Anlässe hätten ihm zunehmend gefallen, die Kontakte seien immer enger geworden, und schliesslich habe er sich selber entschieden, mitzumachen. «Es ist ein Hobby, das Spass bereiten soll, das wir aber auch so authentisch wie möglich ausüben», meint Siman.

«So ist es für uns am schönsten»

In Juvalt gefällt es ihm – trotz des langen Regens am Samstag, trotz der widrigen Wetterumstände für eine Zeitreise ins Mittelalter – besonders gut. «An einem historischen Ort zusammen mit anderen historischen Gruppen – so ist es für uns am schönsten.» Dann tritt Siegenthaler wieder kräftig das Fusspedal seines Wippasts. Das Löffel-Experiment geht weiter.

Nicht nur mit Siman hat sich die «Südostschweiz» am Wochenende in Rothenbrunnen unterhalten, sondern auch mit Johannes Petrus von Laufenburg. Was es mit ihm auf sich hat, ist in der Ausgabe vom Montag nachzulesen. (jfp)

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