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Fernerkundung von Huftierarten in der Val Trupchun

Der Schweizerische Nationalpark bietet beste Bedingungen für das Studium natürlicher Prozesse. In der Val Trupchun kommen Rothirsch, Gämse und Steinbock in grosser Zahl vor. Wie sich diese drei ökologisch ähnlichen Arten die Nahrungsressourcen des Tales aufteilen, ist Gegenstand des Forschungsprojekts «Huftiere & Vegetation».

Südostschweiz
22.07.14 - 14:31 Uhr

Von Anna K. Schweiger, Schweizerischer Nationalpark

An flächendeckende Kartierungen mittels klassischer Methoden der Verhaltens- und Pflanzenökologie ist in der Val Trupchun, einem Gebiet von über 20 Quadratkilometer zwischen 1750 Meter und 3150 Meter, nicht zu denken. Zeitlicher und logistischer Aufwand, sowie das Potenzial für Störungen sind in diesem sensiblen Ökosystem viel zu gross. Daher werden im Projekt verstärkt Fernerkundungsmethoden für die Erfassungen von Tier- und Pflanzendaten angewandt.

GPS (Global Positioning System) Sender ermöglichen es bereits seit einigen Jahrzehnten Positionsdaten von Tieren zu sammeln. Die vielfältigen Analysemöglichkeiten dieser Daten, die sich sowohl räumlich, wie auch zeitlich einordnen lassen, werden allerdings erst allmählich ausgeschöpft. Kehren beispielsweise Rothirsche, Gämsen oder Steinböcke immer wieder in gewisse Regionen zurück und bewegen sich dort mit mittlerer Geschwindigkeit, kann man annehmen, dass es sich um Nahrungsgebiete handelt.

Unterschiedliche Aufenthaltsgebiete

Um das Nahrungsangebot in diesen Gebieten zu kartieren wird das Bildspektrometer APEX (Airborne Prism Experiment) eingesetzt, das von einem Propellerflugzeug aus gesteuert wird. APEX misst die Reflexion des Lichts vom sichtbaren Bereich bis ins kurzwellige Infrarot. Aus diesen Daten lassen sich verschiedene Vegetationsparameter berechnen. Wie stark welche Wellenlängen absorbiert, gestreut und reflektiert werden, hängt sowohl von den physikalischen, wie auch von den chemischen Eigenschaften des untersuchten Materials ab.

Im Fall der Vegetation wird die Reflexion unter anderem durch die Schichtung der Blätter, sowie Wasser- und Pigmentgehalt beeinflusst. Auf diese Weise ist es möglich, die vorhandene Biomasse, sowie den Nährstoffgehalt der Vegetation zu kartieren. Die Untersuchung aus der Luft erlaubt es, die gesamte Val Trupchun mit sehr hoher Auflösung (2x2 Meter Pixelgrösse) innerhalb von nur ein bis zwei Stunden zu kartieren. In den Kerngebieten der Nahrungsaufnahme unterscheidet sich die Vegetation sowohl hinsichtlich der Biomasse als auch des Nährstoffgehalts. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich die Aufenthaltsgebiete der drei Arten überschneiden.

Unter dem Titel «Academia Raetica Forschung aktuell» werden die angeschlossenen Institutionen und die Partner der Academia Raetica in der «Bündner Woche» und bei Südostschweiz Online alle zwei Wochen über eines ihrer Projekte berichten. Sie werden dabei deutlich machen, welcher praktische Nutzen aus diesen Arbeiten gezogen werden kann.

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