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Eschenbacher Schüler lernen Umgang mit Facebook und Co.

Ob im Bett, auf dem Pausenplatz oder beim Rumhängen mit Kollegen – die Eschenbacher Oberstufenschüler sind jederzeit online. Mit ihrem Handy. An einem Medienkompetenztag lernten sie, dass das auch Grenzen haben muss.

Südostschweiz
29.01.13 - 19:30 Uhr

Eschenbach. – Es ist morgens um 7.20 Uhr. Die Strassen von Eschenbach sind noch dunkel, kein Mensch ist zu sehen. Aber im Eschenbacher Oberstufenschulhaus herrscht bereits Hochbetrieb. Denn gleich beginnt die erste Unterrichtslektion.

Scharen von Jugendlichen drängen in die Klassenzimmer. Nur die Schüler der ersten Sek haben sich in der Aula versammelt. Sie haben heute ein Spezialprogramm: Ein Medienkompetenztag.

Esther Burri und zwei Kollegen vom Verein «zischtig.ch» begrüssen die drei Klassen. Sie werden den Eschenbacher Jugendlichen heute zeigen, worauf sie beim Surfen achten müssen. Burri klärt täglich Schulklassen, Lehrer oder Eltern über Risiken und Herausforderungen im Internet auf. Früher hatte der Umgang mit Onlineportalen wie Facebook Priorität in diesen Schulungen. Seit etwa einem Jahr sind vor allem Smartphones – Handys mit Internetzugang – das grosse Thema.

Die Smartphones mit all ihren Möglichkeiten stellen die «Generation Internet» vor ganz neue Herausforderungen. Denn während die schriftliche Kommunikation fast keine Grenzen mehr kennt, steht die mündliche laut Burri immer mehr hinten an.

Eigenes Handy, eigener Computer

Mit einer Fragerunde führt Burri in der Aula ins Thema ein. «Wer von euch war heute morgen bereits online, hat sein Facebook gecheckt, Mails gelesen oder Nachrichten versandt?», fragt Burri in die Runde. Fast die Hälfte der Schüler hebt zögerlich die Hand.

Bei der zweiten Frage haben bereits alle der etwa fünfzig Schüler die Hände in der Höhe. Burri wollte wissen, wer von ihnen täglich online ist. Und es bleiben fast alle Hände in der Höhe, als Burri fragt, wer denn hauptsächlich mit dem Natel – dem Smartphone – im Internet surft. Die meisten der Eschenbacher Schüler haben nämlich nicht nur einen eigenen Computer, sondern auch ein Handy mit Internetzugang.

In den nächsten Minuten finden Burri und ihre Kollegen auf diese Art heraus, dass die Jugendlichen wenn sie online sind vor allem über Facebook chatten oder Whatsapp-Nachrichten – ein Gratis-Dienst für Smartphones – verschicken.

Die Jugendlichen tauschen so Belanglosigkeiten aus, «besprechen» ihre Sorgen und Ängste, machen Termine ab oder lästern. Und das alles so nebenbei – beim Fernsehen, während dem sie mit Freunden sprechen, am Hausaufgaben machen sind oder beim Essen sitzen.

Telefonieren, so wie es die Jugend früher stundenlang gemacht hat, ist heute nicht mehr angesagt. Und genau das will das «zischtig.ch»-Team mit den Schülern besprechen. «Die Schüler müssen einen gesunden Umgang mit ihren Smartphones finden», erklärt Burri. Denn «das Telefon ist omnipräsent».

Jugend verlernt das Reden

Die Klassen ziehen sich dafür nach Geschlechtern getrennt in zwei Schulzimmer zurück. Die Lehrer müssen draussen bleiben. Die Schüler werden mit Burri nicht nur ihr eigenes Facebookprofil überarbeiten und sicher einstellen, sie haben auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und von ihren eigenen Erfahrungen zu erzählen.

Die Jugendlichen sind erst noch etwas zurückhaltend. Burri muss nachfragen und bohren. Und sie löst den Knoten, die Geschichten kommen. Die Schülerinnen erzählen wie auf «Whatsapp» gelästert und erzählt wird. Und wie dann auf dem Pausenplatz Funkstille herrscht. Weil es ja «schwieriger ist, jemandem etwas direkt zu sagen und seine Reaktion zu sehen».

Solche Geschichten kennt Burri gut. «Das direkte Gespräch fällt vielen Jugendlichen immer schwerer», sagt sie. «Einige 'können' und mögen schon fast nicht mehr reden.»

Burri rät den Schülern deshalb, das Handy ganz bewusst zur Seite zu legen. Vor allem wenn es gilt, sich auf eine Sache zu konzentrieren – seien es die Hausaufgaben, die Freundin, die gerade neben einem sitzt, oder das Abendessen.

Eine wichtige Rolle spielen dabei aber auch die Eltern. Burri empfiehlt, dass in der Familie klare Regeln definiert werden, wann und wie das Handy oder der Computer genutzt werden darf.

Und: «Eltern dürfen den Kindern das Telefon ruhig einmal wegnehmen.» Trotzdem müsse der Individualität des Kindes freien Lauf gelassen werden. «Ein Kind kann gut mit Internet und Handy umgehen, ein anderes nicht – für beide müssen deshalb andere Regeln gelten.» (pea)

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