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Drogenring im Kanton Zug zerschlagen

Im Kanton Zug ist ein Schlag gegen den Heroinhandel gelungen. Polizei und Staatsanwaltschaft konnten einen Drogenring ausheben, der von Zug aus weite Teile der Schweiz mit Heroin versorgt hatte. 15 Personen wurden verhaftet und 55 Kilogramm Heroin beschlagnahmt.

Südostschweiz
25.11.14 - 13:46 Uhr

Zug. – Die Drogen hätten auf der Strasse einen Erlös von rund 10 Millionen Franken einbringen können, da der qualitativ hochwertige Stoff auf gut 330 Kilogramm hätte gestreckt werden können, sagte der Zuger Kriminalpolizei-Chef Thomas Armbruster am Dienstag vor den Medien.

Bei insgesamt 20 Hausdurchsuchungen wurden Vermögenswerte in Höhe von mehreren zehntausend Franken, Waffen, Munition und ein Dutzend Autos konfisziert. Die türkischen Behörden wurden per internationaler Rechtshilfe ersucht, zwei Liegenschaften in der Türkei zu beschlagnahmen.

Nicht nur «kleine Fische» verhaftet

Die Aktion ist damit das grösste Betäubungsmittelverfahren, das jemals im Kanton Zug durchgeführt wurde. Mit der Verhaftung von Hauptakteuren und deren Gehilfen - und nicht nur der «kleinen Fische» - sei der regionale Drogenhandel «nachhaltig geschwächt» worden.

Verhaftet worden seien nicht nur Kuriere, die das Heroin von der Türkei in die Schweiz transportierten, sondern auch mindestens drei «Schlüsselpersonen» der kriminellen Organisation. Diese müssen laut Oberstaatsanwalt Christoph Winkler mit Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren rechnen.

Hinweis von deutscher Polizei

Den ersten Hinweis, dass eine kriminelle Organisation von Zug aus im grossen Stil mit Heroin handle, erhielten die Zuger Strafverfolgungsbehörden laut Armbruster 2012 von der Polizei in Hamburg. Aufgrund erster Erkenntnisse sei dann in Zug eine Sonderkommission zusammengestellt worden.

Im Mai 2013 wurde der erste Drogenkurier verhaftet, der mit 16 Kilogramm Heroin aus der Türkei in die Schweiz einreisen wollte. In Cham ZG wurden dann im August 2013 drei Personen verhaftet, in deren Fahrzeug ein Koffer mit 30 Kilogramm Heroin sichergestellt wurde.

Die Gruppierung hat sich laut Armbruster danach rasch reorganisiert. Zwischen Dezember 2013 und Oktober 2014 sind an Grenzübergängen weitere Personen verhaftet worden, die mit insgesamt 9 Kilogramm Heroin einreisen wollten.

Täter vorwiegend schlecht integrierte Türken

Bei den Festgenommenen handelt es sich um 14 Männer und eine Frau. Elf sind türkischer Nationalität, zwei Schweizer türkischer Herkunft und je eine Person aus dem Iran und aus den Niederlanden. Die meisten haben ihren Wohnsitz im Kanton Zug, einzelne aber auch in den Kantonen Aargau, Luzern und Zürich.

Die Mitglieder der Organisation waren laut Armbruster nicht gut integriert in der Schweiz. Sie hatten fast ausschliesslich Kontakt untereinander. Einige betreiben Kleingewerbe, die meisten sind jedoch arbeitslos oder beziehen Sozialhilfe oder Invalidenrenten. Auch die Hauptakteure «lebten hier nicht in Saus und Braus», sagte Winkler.

Die Kuriere reisten jeweils zur Ferienzeit per Auto in die Türkei, bauten die wohl aus Afghanistan stammenden Drogen dort aufwendig in die Fahrzeuge ein und kehrten über Griechenland und Italien in die Schweiz zurück. Oft hätten sie zur Tarnung Frau und Kinder mitgenommen, die nichts vom Drogenschmuggel wussten.

Sechs Beschuldigte sind derzeit in Untersuchungshaft. Vier Männer befinden sich im vorzeitigen Strafvollzug. Drei Personen wurden inzwischen aus der Haft entlassen, ihre Urteile stehen noch aus. Ein Mann erhielt bereits eine Freiheitsstrafe, ein Verfahren wurde eingestellt. Die Ermittlungen dauern noch an. Weitere Anklagen sind laut Winkler im Laufe des Winters zu erwarten. (sda)

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