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Der Stadtmusiker, den jeder hört und niemand kennt

Seit 13 Jahren spielt Lakatos Alador beim Rapperswiler Bahnhof sein Akkordeon. Wenn er dabei strahlt und lacht, ahnt niemand, wie hart sein Schicksal tatsächlich ist.

Südostschweiz
22.12.14 - 20:45 Uhr

Rapperswil-Jona. – Ein  fröhlicher Strassenmusiker spielt auf seinem Akkordeon eine ungarische Volksmelodie. Er tänzelt, schwingt das Instrument gut gelaunt vor seiner Brust im Polkarhythmus. Lakatos Aladors Bühne ist die Bushaltestelle beim Bahnhof Rapperswil. Es ist feuchtkalt an diesem Dezembernachmittag – trotzdem tanzen seine Finger flink wie immer über die Tasten.

Er lächelt, strahlt als wärs ein Galakonzert. Pendler, Schüler und Touristen gehen achtlos an ihm vorüber: Zu beschäftigt, zu wenig Zeit, zu viele Termine. Andere blicken bewusst weg. 

Die Wenigen, die ihm heute Aufmerksamkeit schenken, kennen ihn offensichtlich – so wie zwei ältere Frauen, die geradewegs auf ihn zustreben, um ein paar Münzen in seinen Hut zu legen. Alador strahlt noch ein wenig herzlicher und bedankt sich, ohne mit seinem Spiel innezuhalten, mit einer galanten Verbeugung. Dabei lächelt er wie ein gewiefter Entertainer.

Doch wer genauer hinschaut, erkennt hinter seiner Showmaske etwas anderes: die Sorge eines Vaters um das Wohl seiner Familie.

Seit 15 Jahren auf Jobsuche

Eine Einladung zum Kaffee akzeptiert Alador gerne – wenngleich er sich selbst einen solchen Luxus niemals erlauben würde. Wie er das heisse Getränk schlückchenweise geniesst und dabei seine Hände an der Tasse aufwärmt, erzählt er seine Geschichte.

Bis 1999 habe er in seiner Heimat Slowenien in einem Landwirtschaftsbetrieb gearbeitet – bis die neue Regierung seine Stelle wegrationalisierte habe. «In meiner Heimat hatte ich keine Chancen, einen neuen Job zu finden. Ich bin Zigeuner mit ungarischen Wurzeln. In Slowenien werden wir diskriminiert.»  Seit damals sei er arbeitslos, erzählt er … (js)

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