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Dem Bistum Chur laufen die Gläubigen davon

Im Bistum Chur sind in den letzten fünf Jahren deutlich mehr Katholiken aus der Kirche ausgetreten als in der restlichen Schweiz. Zu diesem Schluss kommt eine Befragung des Forschungsinstituts gfs.zürich.

Südostschweiz
21.06.12 - 00:12 Uhr

Region. – Wie das Bundesamt für Statistik bereits am Dienstag mitgeteilt hatte, hat sich der Anteil der Konfessionslosen in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt. Betroffen von Kirchenaustritten sind beide Landeskirchen.

Stärker als in der restlichen Schweiz ist aber der Aderlass bei der römisch-katholischen Kirche im Bistum Chur, wie das gfs-zürich am Mittwoch mitteilte. So gab es hier in den letzten fünf Jahren 24 Prozent mehr Austritte als in der übrigen Schweiz.

Bei der evangelisch-reformierten Kirche ist im geografischen Gebiet des Bistums Chur hingegen kein Unterschied spürbar. Es seien gleich viele Protestanten aus der Kirche ausgetreten wie in der übrigen Schweiz; in den letzten fünf Jahren waren es sogar weniger.

Das Phänomen der gehäuften Austritte im Bistum Chur sei ein «klar spezifisches Problem der dortigen Diözese», heisst es in der Mitteilung. Und die Austrittswelle sei noch nicht vorbei: Nur 52 Prozent haben im Bistum Chur noch nie an einen Austritt gedacht. In der übrigen Schweiz sind es 64 Prozent.

Der für das Bistum Chur 2007 gewählte Bischof Vitus Huonder ist nicht unbestritten. Hohe Wellen warf etwa sein diesjähriger Hirtenbrief, in dem er sich dafür ausgesprochen hatte, geschiedene Wiederverheiratete von den Sakramenten auszuschliessen.

Für die katholische Kirche Zürich ist die Auswertung der Befragung «sehr fragwürdig», wie Christian Breitschmid, Informationsbeauftragter des Generalvikariats für Zürich und Glarus, auf Anfrage sagte. Die Befragung sei leider weder verlässlich noch aussagekräftig. Man müsste in allen Bistümern gezielt nachfragen, sagte Breitschmid weiter. Zudem fehle mit dem Grund nach dem Austritt die allerwichtigste Frage. Die katholische Kirche hätte grundsätzlich sehr wohl an einer fundierten Befragung Interesse. Dafür fehle aber das Geld. (sda)

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