×

Bärenland Puschlav lernt vom Münstertal

Das Puschlav sucht aktiv nach Lösungen im Umgang mit dem Bären. Dafür hat sich der Gemeindepräsident von Poschiavo am Dienstag Tipps von einem Vertreter des Münstertals und bei Pro Natura geholt.

Südostschweiz
23.10.12 - 21:50 Uhr

Chur. – Das Puschlav und das Münstertal haben eine gemeinsame Herausforderung: Beide Täler müssen – ob sie wollen oder nicht – zeitweilig mit dem Bären leben. Dabei können sie auch voneinander lernen. Am Rande der Grossratssitzung in Chur haben sich die beiden Puschlaver Grossräte Alessandro Della Vedova und Karl Heiz mit Biosfera-Mitglied Toni Theus aus dem Münstertal und Mirjam Ballmer von Pro Natura Schweiz im Grossratsgebäude zu einem Arbeitsgespräch getroffen. Ziel des Gesprächs war es, Massnahmen  zu benennen, die das Puschlav kurz- und mittelfristig ergreifen kann, um Konflikte mit dem Bären nach Möglichkeit zu verhindern.

«Das Gespräch war sehr positiv. Wir wollen die Probleme aktiv angehen», erklärte nach dem Gespräch Della Vedova, der zugleich auch Gemeindepräsident von Poschiavo ist. Kurzfristig sollen gemäss Della Vedova im Tal beispielsweise offene Abfallbehälter, die vor allem den Sommertouristen dienen, entfernt werden. Ausserdem sollen Container auf Strassen künftig verschlossen werden. Mittelfristig soll das Abfallkonzept des Puschlavs so angepasst werden, dass in der näheren Umgebung von Siedlungen möglichst alle von Menschen verursachten Nahrungsquellen eliminiert werden können. «Unser Ziel ist es, dass er Bär bei uns nichts mehr zu Essen findet und weiterzieht – möglichst zurück nach Italien.»

Abfall könnte zum Problem werden

Der Bär M13 lebt seit diesem Sommer mit Unterbrüchen im Puschlav. Der aus dem Trentino eingewanderte Jungbär hat sich während seiner Aufenthalte im Bündner Südtal mehrfach auffällig verhalten und sich auf menschlich verursachte Nahrungsquellen spezialisiert. Unter anderem plünderte er einmal in der Nacht ein Bienenhäuschen auf dem Schulgelände. Die Erfahrung zeigt, dass Bären vor allem im Frühling und im Herbst auf der Suche nach Nahrung häufig auch Abfallbehälter durchwühlen. Entsprechend dringend ist die Anpassung des Puschlaver Abfallkonzepts.

Die Bären aus dem Trentino sind bisher immer via Münstertal in die Schweiz eingewandert. Das Tal hat sich deshalb früh auf die Präsenz des Bären eingestellt und Vorkehrungen getroffen. Offensichtlich mit Erfolg, denn M13 durchwanderte das Münstertal viermal, ohne Schäden zu hinterlassen.

Versöhnliche Töne aus dem Puschlav

Federführend bei der Ausarbeitung des «Abfallmanagement Bär» im Münstertal war Theus. In einem Interview mit der «Südostschweiz» erklärte er, dass M13 auffälliges Verhalten im Puschlav auch auf unterlassene Präventionsmassnahmen zurückzuführen sei (Ausgabe vom 17. Oktober). Della Vedova reagierte auf die «Einmischung» von Aussen tags darauf etwas ungehalten. Am Dienstag schlug er aber versöhnliche Töne an. «Wir möchten von den Erfahrungen des Münstertals profitieren.»

Ballmer von Pro Natura sagte nach dem Gespräch, sie habe bei allen Beteiligten die Bereitschaft gespürt, geeignete Präventionsmassnahmen umzusetzen. Bei konkreten Projekten ist Pro Natura gemäss Ballmer auch bereit, sich finanziell zu engagieren. (bcm)

Zum Dossier «Bären in Graubünden» gehts hier.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR