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Allergien früher erkennen und behandeln

In den letzten Jahren hat Asthma weltweit an Häufigkeit zugenommen. In den industrialisierten Ländern betrifft die Atemwegserkrankung bis zu 30 Prozent der Bevölkerung – Tendenz steigend. Wie und warum Asthma entsteht, ist wissenschaftlich noch nicht restlos geklärt. Dieser Frage gehen auch das Schweizerischen Institut für Allergie- und Asthmaforschung in Davos nach.

Südostschweiz
20.05.14 - 14:50 Uhr

Davos. – Forscherinnen und Forscher am Schweizerischen Institut für Allergie- und Asthmaforschung (SIAF) in Davos entwickeln neue Methoden für die Prävention und Behandlung von Allergien und Asthma. Eine gemeinsame Studie mit dem Christine-Kühne-Center for Allergy Research and Education liefert jetzt neue Hinweise, welche Vorgänge im menschlichen Körper zur Entstehung von Asthma beitragen.

Das Epithel ist die äusserste Zellschicht in ­einem Organ und erfüllt wichtige Schutzfunktionen. Im Falle einer Allergie sind diese gestört, sodass beispielsweise das Epithel der Haut, Lunge oder Nase vermehrt durchlässig ist. Anhand von Studien mit Patien-ten, die an Asthma, allergischem Schnupfen oder Ekzemen leiden, haben die Wissenschaftler des SIAF feststellen können, dass die Barrierefunktion des jeweiligen Epithels nicht korrekt funktioniert. Sie haben herausgefunden, dass die sogenannten Tight Junctions – kurz TJs – dafür verantwortlich zu sein scheinen.

Neue Massnahmen für Prävention und Behandlung

TJs sind schmale Bänder aus Proteinen, welche, vereinfacht gesagt, die Epithelzellen eng zusammenhalten und dadurch eine Barriere bilden. Die TJs ver-hindern ein Eindringen von Stoffen aus der Umwelt, wie etwa Allergene, bakterielle ­Gifte, Krankheitserreger und Schadstoffe. Defekte in den TJs stören diesen wichtigen Schutzmechanismus. Deshalb spielen die in den Atemwegen und der Lunge vorhandenen TJs eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Fortbestehen von ­Asthma und anderen allergischen Erkrankungen.

Dank der neuen Erkenntnisse über die zellulären und molekularen Vorgänge von defekten Barrieren können in Zukunft neue Massnahmen für die Prävention und Behandlung von Asthma entwickelt werden. Ein frühes Erkennen der Durchlässigkeit des Epithels kann als Frühdiagnose bei allergieanfälligen Kindern genutzt werden und helfen, die ersten notwendigen Vorkehrungen gegen Asthma zu treffen. Die Forscher glauben ausserdem, dass der effektivste Ansatz zur Allergieprävention die Aufrechterhaltung der Funktionalität der Tight Junctions ist. Deshalb wollen sie versuchen, eine Therapie zu entwickeln, die im Vorhinein zum Schutz der Barrierefunktion dient. (so)

Unter dem Titel «Academia Raetica Forschung aktuell» werden die angeschlossenen Institutionen und die Partner der Academia Raetica in der «Bündner Woche» und bei Südostschweiz Online alle zwei Wochen über eines ihrer Projekte berichten. Sie werden dabei deutlich machen, welcher praktische Nutzen aus diesen Arbeiten gezogen werden kann.

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